Friesenbühne gewinnt den Oostfreeske Theaterpries
2004
Knapper Sieg für Emder vor Freesenspölers
Brookmerland
Leicht war die Entscheidung für die Jury des
Theaterpreises am letzten Wochenende nicht, denn was die ostfriesischen
Amateurschauspieler aus Emden, dem Brookmerland und Brockzetel-Wiesens beim
Entscheid um den Oostfreeske Theaterpries 2004 auf die Bühne brachten, waren in
jedem Fall beeindruckende Leistungen. Die Friesenbühne aus Emden nahm die
Trophäe – den goldenen Stern (am Theaterhimmel) – mit nach Hause. Für die
Entwicklung des plattdeutschen Theaters in Ostfriesland steht jedoch im
Vordergrund, dass sich viele Bühnen aus der Arbeitsgemeinschaft Ostfriesischer
Volkstheater dem Urteil einer Jury gestellt haben, und dass nun noch gezielter
Fortbildungsangebote gemacht werden
können.
Freude und Gelöstheit herrschte nach der Bekanntgabe der Gewinner
beim Oostfreeske Theaterpries 2004. Die Freesenspölers Brookmerland erspielten
sich den zweiten Platz, gefolgt von der Laienspielgruppe Brockzetel-Wiesens. Den
ersten Preis überreichte Garrelt Duin jr., Europaparlamentarier und Schirmherr
der Veranstaltung, an die Friesenbühne aus Emden. Er hob in seiner Ansprache
hervor, dass das plattdeutsche Theater einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der
regionalen Zweisprachigkeit leistet und dass der Erhalt des Plattdeutschen von
den europäischen Entscheidungsträgern als positiv und wünschenswert angesehen
wird.
Die Bewertungskriterien waren festgelegt. Bewertet wurde nach einem
Punktesystem, in das auch die Publikumsmeinung einfloss. Doch die Jury mit
Erhard Brüchert, Gerhard Connemann, Antje Gronewold, Jörg-Volker Kahle, Elke
Münch und Werner Zwarte musste Stücke vergleichen, die unter recht
unterschiedlichen Bedingungen einstudiert worden waren, und das machte die Sache
schwierig. „Letztlich konnte ja nur das zählen, was wir hier auf der Bühne
gesehen haben“, sagte Erhard Brüchert, Theaterautor und Sprecher der Jury. Der
Vorsitzende der Ostfriesischen Volkstheater, Jakob Janshen aus Oldersum,
kündigte an, dass in diesem Punkt bei zukünftigen Veranstaltungen mit
Veränderungen zu rechnen sei.
Die Teilnahme an dem Theaterentscheid ist für die beteiligten Bühnen
durchaus keine Kleinigkeit. Die Kulissen müssen an die Bühnengröße in Emden
angepasst werden. Wer schon vor Monaten sein Stück abgespielt hatte, musste
erneut in die Proben einsteigen. Die Schauspieler mussten ohne Probe vor Ort mit
dem großen Bühnenraum im Neuen Theater fertig werden. Doch all dies wurde mit
Engagement gemeistert. Theater ist eben eine Gruppenleistung, und darin sind die
ostfriesischen Amateurbühnen stark.
Bei dem Oostfreeske Theaterpries wurden insgesamt 3.000 Euro
verteilt, doch das Geld steht bei diesem Wettbewerb nicht im Vordergrund. Die
Vorauswahl wurde vom Vorstand der Arbeitsgemeinschaft Ostfriesischer
Volkstheater getroffen. Dieser besuchte im Lauf der Theatersaison 2003/2004 alle
21 Bühnen, die sich für den Preis beworben hatten, in ihrer eigenen Spielstätte
und bekam somit einen umfassenden Einblick in den aktuellen Stand des
plattdeutschen Theaters in Ostfriesland.
Mit diesen Informationen kann die Arbeitsgemeinschaft nun weiter
arbeiten. In den Bereichen, wo Schwächen sichtbar wurden, werden Fortbildungen
für die Mitgliedsbühnen angeboten werden. Auch bei den Vorbereitungen für die
Störtebeker-Freilichtspiele, die im nächsten Jahr wieder in Marienhafe
stattfinden werden, sind Fortbildungsangebote
vorgesehen.
Janshen weiß, dass die langjährige Zusammenarbeit der plattdeutschen
Bühnen in der Arbeitsgemeinschaft das plattdeutsche Theater in Ostfriesland auf
ein beachtliches Niveau gebracht hat und dass dieser Weg weiterhin Erfolg
versprechend ist. Auch die Bühnen scheinen das so zu sehen: Beim Preisentscheid
in Emden meldete die Jemgumer Spöldeel als 46. Bühne ihre Mitgliedschaft in der
Arbeitsgemeinschaft an.