Auerk und Grootheid sind
Vorreiter
Erstmals zweisprachige Ortstafeln
auf Hochdeutsch und Plattdeutsch
Drei Jahre dauerten die
Bemühungen des Niedersächsischen Heimatbundes und der Ostfriesischen Landschaft
dafür, dass auch im plattdeutschen Sprachgebiet zweisprachige Ortstafeln
aufgestellt werden dürfen, wie es bei den Friesen oder den Sorben bereits der
Fall ist. Nach einigem Hin und Her ist es nun so weit. Ab heute stehen an den
Ortseingängen von Aurich und Großheide Ortsschilder, auf denen auch der
plattdeutsche Name – Auerk und Grootheid – zu lesen ist. Es sind die ersten
hochdeutsch-plattdeutschen Ortsschilder in ganz
Norddeutschland.
Ritterhude hat bereits
die Genehmigung für zweisprachige Ortstafeln in der Tasche, Lütetsburg und
Hinte, zwei weitere Gemeinden in Ostfriesland, haben Anträge gestellt, in
weiteren Städten und Gemeinden wird die Maßnahme diskutiert. Und dieses Beispiel
wird auch außerhalb Niedersachsens zur Nachahmung
anregen.
Zweisprachige
Ortstafeln haben in vielen Regionen Europas eine lange Tradition. Sie sind
sowohl für Einheimische als auch für Fremde ein sichtbares Zeichen der
regionalen Zweisprachigkeit und somit auch ein Zeichen sprachlichen
Selbstbewusstseins. Hier wird die (oft inoffizielle, nicht amtliche) Sprache der
Region nicht versteckt, sondern gezeigt. Mit gutem Erfolg. Touristen nehmen die
Namen in der unbekannteren Sprache mit Interesse wahr. Die Zweisprachigkeit und
damit die kleinere Sprache werden aufgewertet und in das alltägliche Bewusstsein
geholt.
Die Bürgermeisterin von
Aurich, Sigrid Griesel, und der Bürgermeister von Großheide, Theo Weber, die
diese Maßnahme in die zuständigen Gremien eingebracht und dort offensiv
vertreten haben, haben ein Stück niederdeutsche Sprachgeschichte geschrieben.
Sie haben den Weg dafür geöffnet, dass bei der nächsten Aktualisierung der
Europäischen Sprachencharta zweisprachige Ortstafeln für die Niederdeutschen
generell genehmigt werden könnten.
Wer dennoch den Vorwurf
auf der Zunge hat, dass hier Steuergelder verschleudert werden, die an anderer
Stelle besser ausgegeben würden, kann sich gleich wieder beruhigen. Die
Anschaffungskosten für die ersten Schilder wurden gesponsert. In Aurich
unterstützte die Raiffeisen-Volksbank die Initiative der Stadt, in Großheide
waren es die Interessengemeinschaft Altes Brauchtum und die plattdeutsche
Theatergruppe. Weitere Schilder können kostenneutral ausgetauscht werden, wenn
sie abgängig sind.
Im September wird in
Ostfriesland ein Aktionsmonat für das Projekt „Plattdütsk bi d` Arbeid“
durchgeführt, mit dem die Ostfriesische Landschaft und der Verein Oostfreeske
Taal für die Aufwertung des Plattdeutschen im Arbeitsleben werben. Aurich und
Großheide haben hierzu einen wahrlich spektakulären Beitrag geleistet.