04.10.2004 - Presse: 10 Jahre Niederdeutschzentrum
           PLATTNET-Nachrichten - 04.10.2004
 
 
10 Jahre Zentrum für Niederdeutsch in Schleswig-Holstein
 
 
      www.ln-online.de        So, 03.10.2004

Ratzeburg - Mit einer Feier wollen die professionellen "Plattsnacker" aus Ratzeburg ein kleines Jubiläum begehen. Zehn Jahre gibt es das Niederdeutschzentrum für den Landesteil Holstein jetzt. Heute um 11 Uhr wird im Reutersaal des Hauses Mecklenburg am Domhof ein Jahrzehnt Bildungsarbeit vorgestellt und mit Vorträgen und Lesungen die Schönheit und Originalität der Niederdeutschen Sprache hervorgehoben. Mit dem Leiter des Zentrums, Volker Holm, sprach LN-Mitarbeiterin Brigitte Harmann.

Lübecker Nachrichten: Große Erwartungen wurden vor zehn Jahren an die Gründung des Zentrums geknüpft. Konnten sie erfüllt werden?

Volker Holm: Die Erwartungen damals waren in der Tat groß, aber auch wenig konkret. Vielmehr hat man mir weitgehend freie Hand gelassen, den allgemeinen Auftrag "Förderung des Niederdeutschen im Landesteil Holstein" mit Inhalt zu füllen und dem Zentrum ein besonderes Profil zu geben. Das dürfte gelungen sein, denn das ZfN gilt inzwischen als kompetentes Informations- und Beratungszentrum im gesamten niederdeutschen Sprachraum.

LN: Wie sieht die Arbeit konkret aus? Können interessierte Personen direkt zu Ihnen ins Haus Mecklenburg kommen?

Holm: Im Vordergrund stehen Kontakte zu Institutionen, Vereinen, Medien und bestimmten Zielgruppen. Eine Anlaufstelle für einzelne Besucher, die jederzeit zu uns kommen könnten, sind wir nicht geworden. Zum einen ist die Nachfrage dafür zu gering. Vor allem aber verbietet das die personelle Ausstattung des Zentrums. Es gibt eine Planstelle, die wir uns zu dritt teilen. Dazu kommen ehrenamtliche Helfer, größtenteils Lehrer im Schuldienst.

LN: Welches sind die Schwerpunkte des Niederdeutschzentrums?

Holm: Das Zentrum informiert und berät zu Fragen der niederdeutschen Sprache, der Literatur und des kulturellen Lebens in ganz Norddeutschland. Auf den Sprachraum bezogen, liegen wir zentral. So sehen wir eine unserer Aufgaben darin, die Aktivitäten im Land mit denen in anderen Bundesländern zu vernetzen und zu einem Austausch beizutragen, zum Beispiel über den Internet-Nachrichtendienst "Plattnet".

LN: Wie ist es um die Zusammenarbeit mit den Schulen bestellt?

Holm: Erklärtes Ziel der Landesregierung ist es, Niederdeutsch in Kindergärten und vor allem Schulen zu fördern. Deshalb müssen die Lehrkräfte in die Lage versetzt werden, Plattdeutsch sachgerecht in den Unterricht einzubringen. Von Anfang an hat sich das Zentrum für Niederdeutsch dieser Aufgabe angenommen, führt Aus- und Fortbildungsveranstaltungen durch. Außerdem wurde mit unserer Hilfe umfangreiches Unterrichtsmaterial erstellt, unter anderem drei plattdeutsche Lesebücher.

LN: Wie schätzen Sie die Sonderprogramme für Plattdeutsch an Schulen ein?

Holm: Ein besonderes Programm stellt der Vorlesewettbewerb dar, der alle zwei Jahre stattfindet. Unter dem Motto "Schölers leest Platt" wird öffentlichkeitswirksam gezeigt, dass den Kindern in der Schule die Regionalsprache Niederdeutsch nahe gebracht wird. Das Niederdeutschzentrum ist dabei Mitveranstalter.

LN: Haben Gesprächs-Klassiker wie der "Klönsnack an'n Sünndagmorgen" Zukunft?

Holm: Der "Klönsnack an'n Sünndagmorgen" hat eine lange Tradition. Der ehemalige Schulrat Hans Jürß hat vor 25 Jahren diese Reihe ins Leben gerufen. Das Besondere daran ist, dass vorrangig eigene Texte vorgetragen werden. Aktivitäten dieser Art unterstützt das Niederdeutschzentrum gern. Nach wie vor leben im Umfeld Ratzeburgs zahlreiche Damen und Herren, die mit plattdeutschen Texten ihr Publikum finden. Ich hoffe, dass das auch in Zukunft so sein wird.

LN: Gibt es Kooperationen mit anderen Einrichtungen im Kreis, etwa mit der Stiftung Herzogtum Lauenburg?

Holm: Die Einrichtung des Niederdeutschzentrums war nur möglich wegen des Engagements der Stiftung Mecklenburg, die Räumlichkeiten und Logistik im Haus Mecklenburg sowie finanzielle Mittel zur Verfügung gestellt hat. Eine enge Zusammenarbeit findet statt mit der Plattdeutsch-Beauftragten des Kreises und dem "Plattdüütsch-Forum Kreis Herzogtum Lauenburg". Inwieweit sich eine Kooperation mit der Stiftung Herzogtum Lauenburg schaffen lässt, bleibt abzuwarten.

LN: Welche Visionen haben Sie für die nächsten zehn Jahre?

Holm: Die Plattdeutsch-Aktivitäten in unserem Land werden getragen von einer Welle großer Akzeptanz in der Bevölkerung. Rückendeckung bekommen die "Plattsnacker" durch die Europäische Sprachencharta, der sich Schleswig-Holstein verpflichtet hat. Wir hoffen, dass das so bleibt, denn es ist die Grundlage unserer Aktivitäten. Darüber hinaus wünschen wir uns, eine feste Institution mit hauptamtlichen Mitarbeitern werden zu können, um optimal unsere Arbeit leisten zu können. Und schließlich hoffen wir, dass trotz finanzieller Engpässe Ratzeburg und der Kreis die Heimat des Zentrums für Niederdeutsch bleiben kann.
 
Text: Lübecker Nachrichten / LN-Online: http://www.ln-online.de/news/archiv/?id=1502344
 
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