Elektronisches Wörterbuch up Platt
„Plattdütsk bi d` Arbeid“ sammelt Wörter aus dem Berufsleben
Der Gegenstand wird „Waterpass“ genannt. Aber was ist das? Und wie kann ich meine Datei im Computer plattdeutsch „speichern“? Für manchen Ausdruck im Berufsleben gibt es kein plattdeutsches Wort, doch leider werden auch die plattdeutschen Bezeichnungen aus dem Berufsleben, die heute noch gebraucht werden könnten, oft nicht benutzt und nicht an die junge Generation weitergegeben. Das Projekt „Plattdütsk bi d’ Arbeid – besünners för jung Lü“ von der Ostfriesischen Landschaft und dem Verein Oostfreeske Taal, unterstützt von der EWE-Stiftung, bietet nun ein elektronisches Wörterbuch für Berufsausdrücke an, in das jeder plattdeutsche Fachbegriffe aus seinem Beruf eingeben kann. Alle Ostfriesen sind aufgefordert, an diesem Wörterbuch unter www.platt-in-action.de mitzuwirken!
Landwirtschaft, Seefahrt, Fischerei, Bauwesen – das sind Beispiele für Berufe, in denen früher ausschließlich Platt gesprochen wurde und für die es einen umfangreichen Wortschatz gab. Die Industrialisierung hat diese Berufe jedoch verändert, neue Berufe sind hinzugekommen. In manchen Fällen ist Plattdeutsch als Berufssprache nicht mitgewachsen, manchmal wurde und wird es durch das Hochdeutsche verdrängt.
Junge Menschen in der Ausbildung und beim Berufseinstieg lernen oft die plattdeutschen Bezeichnungen für Geräte oder Tätigkeiten nicht mehr, weil mit ihnen hochdeutsch gesprochen wird. Darum sind gerade die älteren Arbeitnehmer, die diese Ausdrücke noch kennen, gefragt, sie im Berufsalltag zu benutzen – und sie in das elektronische Wörterbuch einzugeben, damit sie dort gesammelt und für die jungen Menschen zugänglich gemacht werden können.
Manchmal sind aber auch die Älteren ratlos, weil ihnen kein plattdeutsches Wort für eine Fachbezeichnung einfällt. In diesem Fall ist Kreativität gefragt: Was wäre ein treffendes neues plattdeutsches Wort für die Sache oder die Tätigkeit? Neuschöpfungen sollten ernsthaft überlegt sein und nicht der Belustigung dienen. Ein Wort wie „Huulbessem“ für „Staubsauger“ hat in diesem Wörterbuch also nichts zu suchen. Über „Klappreekner“ für Laptop könnte man hingegen diskutieren.
Bezeichnungen für alte, heute nicht mehr benutzte Gegenstände und Tätigkeiten sind zum größten Teil bereits in den vorhandenen Wörterbüchern verzeichnet. Für das elektronische Wörterbuch – „besünners för jung Lü“ – werden vor allem berufsspezifische Wörter gesucht, die im heutigen Berufsalltag gebraucht werden, und zwar in allen Berufen, nicht nur in den traditionell plattdeutsch geprägten Bereichen.
Wenn Plattdeutsch als Berufssprache weiterleben soll, müsste es den heutigen Berufsalltag bewältigen können. Das kann in vielen Bereichen heute aber nicht einmal mehr das Hochdeutsche. Wir werden uns also an Fremd- und Lehnwörter im Plattdeutschen gewöhnen müssen. Es wäre aber schon ein guter Schritt nach vorn, wenn das, was an plattdeutschen Berufssprachen noch vorhanden ist, erhalten und genutzt würde.
Das elektronische Wörterbuch auf www.platt-in-action.de wurde im Rahmen eines
Projekts mit der Fachhochschule Oldenburg-Ostfriesland-Wilhelmshaven
eingerichtet. Bearbeitet hat es der Student Nils Speina, der bereits an der
Gesamtkonzeption der Homepage mitarbeitete. Nun wartet das Wörterbuch auf viele
Mitarbeiter und viele Benutzer!