Plattdeutsch macht schlau!
Auch wenn die Schulen noch Ferien haben - das neue Lehrjahr hat schon
angefangen. Die neun Auszubildenden, die sich seit dem 01. August 2005 bei der
Ostfriesischen Landschaftlichen Brandkasse zum Versicherungskaufmann ausbilden
lassen, haben in dieser Woche bereits an einer zweitägigen Klausurtagung
teilgenommen. Zu der Einführung in ihre Lehrzeit gehörte unter anderem eine
Unterrichtseinheit über die plattdeutsche Sprache und deren Bedeutung bzw.
Nutzen für den zukünftigen Beruf.
Die Ostfriesische Landschaftliche Brandkasse hat das Projekt „Plattdütsk bi d` Arbeid“ der Ostfriesischen Landschaft und des Vereins Oostfreeske Taal von Anfang an unterstützt. In diesem Jahr sollen mit dem Projekt besonders junge Menschen in Ausbildung und Beruf auf die zweisprachige Realität im Berufsleben vorbereitet und auf die Bedeutung bzw. den Nutzen des Plattdeutschen im Berufsleben hingewiesen werden.
Macht es Sinn, den jungen Menschen in ihrer Berufsausbildung etwas über die glorreiche Geschichte der Regionalsprache beizubringen oder sie mit Statistiken über aktuelle Sprecherzahlen zu konfrontieren? „Auf jeden Fall, denn in der Schule oder im Elternhaus werden diese Fragen in der Regel nicht aufgeworfen.“ sagt die Projektleiterin Cornelia Nath von der Ostfriesischen Landschaft. „Nicht-Wissen führt zur Bestätigung von Vorurteilen. Solide Information hingegen führt zu einer realistischen Einschätzung der Sprachsituation.“
So bekamen die Azubis der Brandkasse von ihr einen Zeitungsartikel aus der Süddeutschen Zeitung vorgelegt mit dem provokanten Titel „Dialekt macht schlau“. Das Vorurteil behauptet ja genau das Gegenteil. Im Gespräch über die Vorteile der frühen Zweisprachigkeit konnten die Seminarteilnehmer ihre eigene Zweisprachigkeit wertschätzen lernen. Zudem wurde Ihnen bewusst, wie hilfreich es ist, wenn man sprachlich flexibel auf den Gesprächspartner reagieren kann..
Hans-Jürgen Parlitz und Holger Keck, die beiden Ausbildungsleiter der Brandkasse, wollten mit dieser ersten Unterrichtseinheit „Auf und über Plattdeutsch“ die kommunikative Kompetenz in ihrem Haus stärken. Die Regionalsprache wird bei der Brandkasse traditionell sowohl im Kundengespräch als auch unter den Mitarbeitern zwar viel genutzt, doch die Selbstverständlichkeit, mit der die ältere Generation die Zweisprachigkeit im Arbeitsalltag praktiziert, ist bei den jungen Mitarbeitern nicht mehr gegeben.
Immerhin: Die neuen Azubis der Brandkasse können alle Plattdeutsch verstehen und können es zur Hälfte auch sprechen – wenn sie denn dazu angehalten und ermutigt werden. Auch das Interesse dafür ist bei ihnen vorhanden. Nun liegt es auch an den Ausbildern, diese Ressource zu nutzen und voran zu treiben.