Wirtschaft hält
Plattdeutsch für wichtig
Umfrage ergibt starke Wertschätzung der
Regionalsprache
Der Ratgeber „Plattdütsk –
Die Regionalsprache im Wirtschaftsleben und in der Verwaltung“, herausgegeben
von der Ostfriesischen Landschaft mit Unterstützung des Vereins Region
Ostfriesland, wurde in der ganzen Region an Verwaltungen und Betriebe verteilt.
In dieser Broschüre ist ein Fragebogen enthalten. Im Verlauf des Sommers wurden
verschiedene Betriebe gebeten, den Fragebogen auszufüllen. Diese Antworten
wurden nun ausgewertet. Fazit: Plattdeutsch im Arbeitsleben ist weiter
verbreitet und besser angesehen als gemeinhin
vermutet.
130 Fragebögen aus allen
Teilen Ostfrieslands kamen zurück, davon 64% aus den Städten und 36% von
Betrieben, die auf dem Land angesiedelt sind. 83 kleinere, 33 mittlere und 14
Großbetriebe gaben Rückmeldung. Zu den einigermaßen aussagekräftig erfassten
Berufsgruppen (mindestens 10 Betriebe) gehören das Baugewerbe, Dienstleistungen,
Handel / Verkauf und Verwaltung.
Die eindeutigste Zahl gleich
vorweg: 83,9% der Rückmeldungen gaben an, dass Plattdeutsch im Arbeitsleben ein
wichtiges Thema für Ostfriesland ist, und 66,2% praktizieren bereits bewusst den
Umgang mit beiden Sprachen, Hochdeutsch und Plattdeutsch. Weitere knappe 11%
finden die Zweisprachigkeit als Ressource für ihren Betrieb
interessant.
Erwartungsgemäß wird die
Wichtigkeit der Regionalsprache auf dem Land (91,7%) höher eingeschätzt als in
der Stadt (80,9%) und dort wird auch mehr Platt gesprochen (Land 77,8%, Stadt
(61,7%). Diese Unterschiede sind aber nicht so gravierend wie die Unterschiede
bezüglich der Wertschätzung unter den Städten (93,3% in Leer, 57,1% in
Wittmund). Auf dem Land hingegen liegen die Werte überall hoch (Wittmund-Land
100%, Aurich-Land 88%, Leer-Land 78%).
In einigen Fällen geht die
höhere Wertschätzung mit einem schwächeren Sprachgebrauch einher. Die Stadt
Wittmund mit dem niedrigsten Wertschätzungsfaktor weist mit 71,4% der Betriebe,
die das Plattsprechen bewusst praktizieren, hinter Aurich mit 75% die stärkste
Praxis auf. Dagegen fällt die hohe Wertschätzung der Zweisprachigkeit in Leer
(93,3%) oder Emden (88%) mit einem deutlich geringeren Gebrauch der
Regionalsprache zusammen (Leer 53,3%, Emden 60%). Auch Norden, vielleicht unter
dem Einfluss des Tourismus, weist in diese Richtung: Die Wertschätzung liegt
dort bei 76,9%, der Sprachgebrauch aber nur bei
46,2%.
Trotz aller regionalen
Unterschiede bestätigen die aktuellen Rückmeldungen Umfragen, die vor 10 Jahren
von der Ostfriesischen Landschaft durchgeführt wurden. Damals ergab sich, dass
knapp 50% aller Arbeitsgespräche auf Platt geführt werden. Geht man davon aus,
dass die Bereitschaft zum Ausfüllen eines Fragebogens bereits ein Minimum an
Interesse für das Thema anzeigt und die Ergebnisse somit nicht im
wissenschaftlichen Sinne repräsentativ sind, sondern lediglich ein
Stimmungsbarometer darstellen, bleibt dennoch festzustellen, dass die Präsenz
der Regionalsprache im Arbeitsleben bisher wohl nicht rückläufig ist. Im
Gegenteil, es könnte sein, dass Plattdeutsch hier sogar aufgeholt hat und sich
bleibender Funktionalität und Beliebtheit nicht nur auf dem Land
erfreut.
Septembermaant –
Plattdütskmaant
Viele Ämter und Betriebe beteiligen sich / tägliche Zeiten zum Plattsprechen