Plattdeutsch schreiben:
Trendwende?
Umfrage: Die
Regionalsprache wird auch schriftlich gebraucht
Eine Umfrage in
der Wirtschaft hat ergeben, dass ungefähr ein Viertel der Betriebe in
Ostfriesland für die schriftliche Anwendung der plattdeutschen Sprache
Unterstützung bräuchten. Das Personal kann Platt sprechen, aber nicht schreiben.
Die Anfragen nach der Korrektur plattdeutscher Texte bei der Ostfriesischen
Landschaft steigen. VHS-Kurse zum Erlernen des Schreibens in Platt haben
kräftige Nachfrage.
Ostfriesland
ist wohl die einzige Region im niederdeutschen Sprachgebiet, die in kluger
Voraussicht Regeln für das Schreiben seiner plattdeutschen Sprachform festgelegt
hat und über die Ostfriesische Landschaft auch zu verbreiten sucht. Neuere
ostfriesische Wörterbucher wie das von Jürgen Byl und Elke Brückmann oder das
von Gernot de Vries sind nach diesem Regelwerk verfasst. Für die Schulen gibt es
seit den 90er Jahren Lehrbücher, die dieser Schreibung folgen.
Zwar wurde
Plattdeutsch immer auch als Schriftsprache benutzt, so dass die Schreibung stets
benötigt wurde, doch die Normierung des Schreibens war und ist nicht
unumstritten. Da die Schulen hier keine Vorgaben machen, bleibt es letztlich
jedem selbst überlassen, wie er die Regionalsprache zu Papier
bringt.
Im Ergebnis
bedeutet dies, dass die Unsicherheit in der Schriftlichkeit und somit die Scheu
vor dem Schreiben des Plattdeutschen allgegenwärtig ist. Dies zeigte sich unter
anderem in den Ergebnissen einer Umfrage, die die Ostfriesische Landschaft
stichprobenartig in verschiedenen Betrieben Ostfrieslands durchführte. Im
mündlichen Bereich ist Plattdeutsch im Wirtschaftsleben gut verankert. 60% der
Betriebe gaben an, dass sie die Sprache in der Kundenkommunikation gut nutzen.
Innerbetrieblich waren es über 55 %. Bei der Einstellung von neuem Personal
achten immerhin 22% der Betriebe darauf, ob die BewerberInnen auch Plattdeutsch
können.
In der Werbung
oder auf den Internetseiten der Betriebe findet die Regionalsprache jedoch kaum
Anwendung. Nur 6 % benutzen Plattdeutsch als Werbesprache, im Internet sind es
nicht einmal 3 %. Das Hauptproblem: Keiner kann Plattdeutsch schreiben.
Entsprechend gaben fast ein Viertel der Betriebe an, dass sie Unterstützung
bei der Korrektur der Schreibung bräuchten.
Die
Ostfriesische Landschaft, die solche Korrekturen bisher kostenlos anbietet,
bekommt immer mehr Anfragen aus der Wirtschaft. „Früher haben wir fast
ausschließlich literarische Texte oder Freizeittexte auf die Schreibung hin
durchgesehen“, stellt Cornelia Nath, die Leiterin des Plattdütskbüros bei der
Ostfriesischen Landschaft fest. „Heute kommen die Anfragen von Betrieben,
Verwaltungsbehörden, Politikern oder Journalisten.“
In ihren
Schreibkursen bei der VHS in Leer sitzen im zweiten Semester immer noch über
dreißig TeilnehmerInnen. Sie wollen schreiben lernen, weil sie sich davon
berufliche Vorteile versprechen, weil es für sie einfach dazu gehört, dass man
seine Muttersprache auch schreiben kann, oder weil sie es ihren Kindern oder
Enkeln, die mit Plattdeutsch aufwachsen, beibringen möchten. „In der Schule
lernen sie das ja doch nicht“, so der Kommentar einer jungen Mutter.
Informationen
über die Anwendungsmöglichkeiten der plattdeutschen Sprache in Wirtschaft und
Verwaltung sind in einer Broschüre zusammengefasst, die die Ostfriesische
Landschaft mit Unterstützung aus dem Bundesprogramm „Regionen Aktiv“ über den
Verein „Region Ostfriesland e. V.“ herausgebracht hat. Die Broschüre ist
kostenlos unter platt@ostfriesischelandschaft.de
bei der Ostfriesischen Landschaft erhältlich.
(Cornelia Nath, Ostfriesische
Landschaft)
E-Mail:
nath@ostfriesischelandschaft.de
www.ostfriesischelandschaft.de