08.02.2006 - (6022) Plattdeutsch schreiben
 
        PLATTNET-Nachrichten - 08.02.2006 - 1 
 
   
   
 
   

Plattdeutsch schreiben: Trendwende?

Umfrage: Die Regionalsprache wird auch schriftlich gebraucht

 

Eine Umfrage in der Wirtschaft hat ergeben, dass ungefähr ein Viertel der Betriebe in Ostfriesland für die schriftliche Anwendung der plattdeutschen Sprache Unterstützung bräuchten. Das Personal kann Platt sprechen, aber nicht schreiben. Die Anfragen nach der Korrektur plattdeutscher Texte bei der Ostfriesischen Landschaft steigen. VHS-Kurse zum Erlernen des Schreibens in Platt haben kräftige Nachfrage.

 

Ostfriesland ist wohl die einzige Region im niederdeutschen Sprachgebiet, die in kluger Voraussicht Regeln für das Schreiben seiner plattdeutschen Sprachform festgelegt hat und über die Ostfriesische Landschaft auch zu verbreiten sucht. Neuere ostfriesische Wörterbucher wie das von Jürgen Byl und Elke Brückmann oder das von Gernot de Vries sind nach diesem Regelwerk verfasst. Für die Schulen gibt es seit den 90er Jahren Lehrbücher, die dieser Schreibung folgen.

 

Zwar wurde Plattdeutsch immer auch als Schriftsprache benutzt, so dass die Schreibung stets benötigt wurde, doch die Normierung des Schreibens war und ist nicht unumstritten. Da die Schulen hier keine Vorgaben machen, bleibt es letztlich jedem selbst überlassen, wie er die Regionalsprache zu Papier bringt.

 

Im Ergebnis bedeutet dies, dass die Unsicherheit in der Schriftlichkeit und somit die Scheu vor dem Schreiben des Plattdeutschen allgegenwärtig ist. Dies zeigte sich unter anderem in den Ergebnissen einer Umfrage, die die Ostfriesische Landschaft stichprobenartig in verschiedenen Betrieben Ostfrieslands durchführte. Im mündlichen Bereich ist Plattdeutsch im Wirtschaftsleben gut verankert. 60% der Betriebe gaben an, dass sie die Sprache in der Kundenkommunikation gut nutzen. Innerbetrieblich waren es über 55 %. Bei der Einstellung von neuem Personal achten immerhin 22% der Betriebe darauf, ob die BewerberInnen auch Plattdeutsch können.

 

In der Werbung oder auf den Internetseiten der Betriebe findet die Regionalsprache jedoch kaum Anwendung. Nur 6 % benutzen Plattdeutsch als Werbesprache, im Internet sind es nicht einmal 3 %. Das Hauptproblem: Keiner kann Plattdeutsch schreiben. Entsprechend gaben fast ein Viertel der Betriebe an, dass sie Unterstützung bei der Korrektur der Schreibung bräuchten.

 

Die Ostfriesische Landschaft, die solche Korrekturen bisher kostenlos anbietet, bekommt immer mehr Anfragen aus der Wirtschaft. „Früher haben wir fast ausschließlich literarische Texte oder Freizeittexte auf die Schreibung hin durchgesehen“, stellt Cornelia Nath, die Leiterin des Plattdütskbüros bei der Ostfriesischen Landschaft fest. „Heute kommen die Anfragen von Betrieben, Verwaltungsbehörden, Politikern oder Journalisten.“

 

In ihren Schreibkursen bei der VHS in Leer sitzen im zweiten Semester immer noch über dreißig TeilnehmerInnen. Sie wollen schreiben lernen, weil sie sich davon berufliche Vorteile versprechen, weil es für sie einfach dazu gehört, dass man seine Muttersprache auch schreiben kann, oder weil sie es ihren Kindern oder Enkeln, die mit Plattdeutsch aufwachsen, beibringen möchten. „In der Schule lernen sie das ja doch nicht“, so der Kommentar einer jungen Mutter.

 

Informationen über die Anwendungsmöglichkeiten der plattdeutschen Sprache in Wirtschaft und Verwaltung sind in einer Broschüre zusammengefasst, die die Ostfriesische Landschaft mit Unterstützung aus dem Bundesprogramm „Regionen Aktiv“ über den Verein „Region Ostfriesland e. V.“ herausgebracht hat. Die Broschüre ist kostenlos unter platt@ostfriesischelandschaft.de bei der Ostfriesischen Landschaft erhältlich.

 

(Cornelia Nath, Ostfriesische Landschaft) 

E-Mail: nath@ostfriesischelandschaft.de

www.ostfriesischelandschaft.de

  

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