06.06.2006 - (6067) Zweisprachige Kreiskarte mit plattdt. Ortsnamen (Landkreis Harburg)
 
        PLATTNET-Nachrichten - 06.06.2006 - 1
 
 
 
 

 

Zweisprachige Kreiskarte mit plattdeutschen Ortsnamen

 

Nach vierjähriger Vorarbeit durch Herbert Timm aus Wulfsen und Otto Schneider aus Ramelsloh ist es mit Hilfe des Katasteramtes Winsen (Luhe) gelungen, eine Karte des Landkreises Harburg im Maßstab 1:75 000 zu erstellen, die neben den hochdeutschen Ortsnamen auch die heute üblichen plattdeutschen Bezeichnungen enthält.

Herbert Timm und Otto Schneider rechnen damit, dass die Schreibung der plattdeutschen Ortsnamen einige Diskussionen auslösen wird, da sich einerseits die genaue Aussprache nicht wiedergeben lässt und andererseits auch die in alten Urkunden festgehaltenen historischen Namen nicht verwendet werden. Deshalb haben sie dazu in Anmerkungen zur Schreibung und zur Aussprache einiges erläutert.

Einige mögen sich fragen, welchen Sinn es haben soll, die meist nur mündlich gebrauchten plattdeutschen Bezeichnungen schriftlich zu fixieren. Zweisprachige Ortsschilder kennen wir aus einigen europäischen Provinzen, wo militante Verfechter einer regionalen Eigenständigkeit dies durchgesetzt haben. Dieses Beharren auf regionaler Identität, das oft mit einer Auflehnung gegen nationale Bevormundung verbunden ist, erscheint vielen als rückwärtsgewandt, engstirnig und als Hemmnis für den Fortschritt im Hinblick auf ein geeintes Europa.

Diese Vermischung mit dem Streben nach Autonomie und der Tendenz zur Abgrenzung und Provinzialität wird von Herbert Timm und Otto Schneider ausdrücklich abgelehnt. Ihnen geht es darum, das Unverwechselbare der Region zu erhalten und der Gefahr entgegenzuwirken, dass die Verbindung zwischen Vergangenheit und Zukunft abreißt. Für einige Menschen, die im Landkreis Harburg leben, wird der plattdeutsche Name ihres Ortes, den sie gedruckt auf einer Karte oder vielleicht sogar auf einer Ortstafel finden, die einzige Erinnerung daran sein, dass hier einmal die niederdeutsche Sprache über mehr als ein Jahrtausend zu Hause gewesen ist.  

Es geht keinesfalls darum, etwas Vergangenes zu zementieren und es der Zukunft entgegenzustellen, sondern vielmehr ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass nichts statisch bestehen bleibt, sondern dem steten Wandel unterworfen ist.

Zugleich kann ein zweiter Ortsname Anstoß dazu sein, sich mit der Geschichte eines Ortes auseinanderzusetzen. Dass in der Öffentlichkeit ein großes Interesse daran besteht, zeigen mehrere in letzter Zeit erarbeitete Ortschroniken. Nur wer seine eigene wechselvolle Geschichte kennt, wird ein Verständnis für historisch begründete Auffassungen und Bewegungen in anderen Kulturkreisen entwickeln können.

Eine zweisprachige Kreiskarte ist ein kleiner Beitrag dazu. Der Druck wurde unterstützt vom Zentrum für Plattdeutsch der Dr.-Gerhard-Denckmann-Stiftung Salzhausen und vom Verein För Platt e. V..

 

Die Karte des Landkreises Harburg mit den plattdeutschen Ortsnamen wurde am 6. Juni im Haus des Gastes in Salzhausen im Beisein des Ersten Kreisrates Joachim Bordt, der Leiterin des Katasteramtes Winsen (Luhe), Frau Stühff, und der Vorsitzenden der Dr.-Gerhard-Denckmann-Stiftung, Frau Elsabe Rolle, der Öffentlichkeit vorgestellt.

 

Herbert Timm TimmWulfsen@aol.com

 

De Beopdragte för Plattdüütsch in’n Landkreis Horborg

Herbert Timm, Im Osterfelde 24, 21445 Wulfsen, Tel. 04173 / 7254

 

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