15.07.2006 - (6085) Pd. Schultheaterfestival in Soltau
 
        PLATTNET-Nachrichten - 15.07.2006 - 2
 
               
                     

Erstes plattdeutsches Schultheaterfestival ein „junger Klassiker“

 

Mehr als 150 Schüler aus 16 Schulen zwischen Elbe und Aller führten am Donnerstag plattdeutsche Sketche und Theaterstücke in der Soltauer Realschule auf dem „1. plattdüütschen Schooltheaterfestival“ vor. Dabei beeindruckten die Nachwuchs-Snacker ihr Publikum mit unterschiedlichsten  Stücken: Banküberfälle, Urlaubsunglücke oder ein Rap führten vor Augen, dass Plattdeutsch nicht nur alltagstauglich ist, sondern Ausdrucksmöglichkeiten für alle Lagen des Lebens bietet.

Die Veranstalter zeigten sich tief beeindruckt von den Leistungen der jungen Schauspieler der Klassen 3 bis 7: „Sowat hebbt wü noch nich sehn, dat is wunnerbor“, brachte Hartmut Stucke vom Lüneburgischen Landschaftsverband angesichts der hervorragend inszenierten und gespielten Stücke zum Ausdruck. Das Schultheaterfestival habe „das Zeug zum Klassiker“, pflichtete ihm Jürgen Steinke von der Kreissparkasse Soltau bei, die das Festival nicht nur finanziert, sondern auch organisatorisch mitgestaltet hat. Er sei sicher, dass die Sparkassen in der Region das Plattdeutsch-Festival auch als wiederkehrende Veranstlatung weiterhin fördern würden. „Wenn wi wüllt, datt Plattdüütsch lebennig blifft, denn mööt wi de jungen Minschen wat beden, wat in Erinnerung blifft, un wi mööt tosehn, datt Plattdüütsch een godet Image kriggt un nich blots de Spraak vun Oma un Opa is“, so Heiko Frese, Berater für Niederdeutsch bei der Landesschulbehörde. Das plattdeutsche Theaterspielen sei eine ganzheitliche Form des Sprachenlernens und biete ein intensiveres Eintauchen in die Sprache als beispielsweise die plattdeutschen Lesewettbewerbe dies ermöglichen. Dass dies gelinge, zeige die im Schulleben seltene Tatsache, dass Grundschüler, Gymnasiasten und Sonderschüler gemeinsam auf einer Veranstaltung auftreten.

Neben dem Vorspielen waren auch Unterhaltung und eigenes Ausprobieren angesagt: Die Zirkusgruppe der Hauptschule Soltau und andere Akteure boten den Schülern ein abwechslungsreiches Programm zwischen Zaubertricks, Gewinnspielen, Jonglieren und Einradfahren.

Weg vom Konkurrenzdenken hin zu mehr Gemeinsamkeit ging es denn auch bei der Endausscheidung: Die Schüler selbst wählten vormittags auf verschiedenen Bühnen die Stücke aus, die im großen Forum der Realschule zum Ende nochmals allen vorgespielt wurden. Das Ergebnis der Bewertungen wurde mit Spannung erwartet, auch wenn die Preise für alle Teilnehmer die gleichen waren.

Unter dem Titel „Dat Best för all“ wurde allen Gästen, die u.a. ganz aus Oldenburg angereist waren, auf der Abschlussveranstaltung viel geboten. Den Höhepunkt bildete der Soltauer „Tatort“ – gewissermaßen ein Heimsieg, geschrieben und inszeniert von Gudrun Meyer-Jürshof, Lehrerin an der gastgebenden Schule. Die weiteren Gruppen, die von ihren Konkurrenten ausgezeichnet wurden, waren die Grundschule Walsrode-Süd, die Heiligengeistschule Lüneburg sowie die Karl-Söhle-Grundschule Hankensbüttel (Kreis Gifhorn).

Insgesamt eine bemerkenswerte Leistung von Schülern und haupt- wie ehrenamtlichen Lehrern aus der Region, die ihren guten Plattdeutschunterricht häufig unbezahlt und unter schlechten materiellen Voraussetzungen anbieten. „Solang as de Politik sick nich üm Schoolböker un utbilldte Schoolmesters för Plattdüütsch kümmert, blifft dat man een Druppen op’n hitten Steen“, resümiert Frese mit Blick auf den anhaltenden Rückgang der Regionalsprache. „De richtig Platt lehren will, de mutt sick anner Weeg söken un kann sick nich mit Folklore tofreden geven – ock nich wenn de Folklore modern lett un goot ankümmt.“ Weiterleben könne die Sprache langfristig nur, wenn konsequent mit Kindern un Enkeln Platt gesprochen werde, so Frese. Dennoch seien Veranstaltungen wie das „Schooltheaterfestival“ oder der Lesewettbewerb sprachpolitisch wichtig als Motivation und Auslöser für zahlreiche Aktivitäten vor Ort.

 

Weitere Informationen geben Heiko Frese, Berater für Niederdeutsch (h-frese@web.de, Tel 0 41 31 / 699 039) und Hartmut Stucke, Lüneburgischer Landschaftsverband (hartmut.stucke@lkcelle.de, Tel. 05141/916220).

 

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