Niederdeutsch in der norddeutschen
Hochschullandschaft
(pn) In
wenigen Wochen beginnt an den Universitäten der aktuelle Vorlesungsbetrieb. Was
erwartetet Studentinnen und Studenten, die an einer der norddeutschen
Hochschulen Niederdeutsch studieren möchten oder im Rahmen von
Ausbildungsverordnungen für das Lehramt den Nachweis der Teilnahme an einer
Niederdeutschveranstaltung erbringen müssen?
Eine erste
Recherche in den Vorlesungsverzeichnissen ergibt, dass ein entsprechendes
Angebot vorhanden ist in Hamburg, Münster, Kiel, Bremen, Rostock, Greifswald und
Flensburg.
Das
umfangreichste Lehrangebot bietet dabei die Christian-Albrechts-Universität in
Kiel. Hier stehen Veranstaltungen zur Dialektologie und zur (jeweils
niederdeutschen) Sprachgeschichte, zur Gegenwartssprache, zur Literatur in
Vergangenheit und Gegenwart und zur Vermittlung im Deutschunterricht zur Wahl.
Außerdem gibt es hier eine Veranstaltung zum niederdeutschen
Spracherwerb.
Insgesamt
aber bereitet die Situation der niederdeutschen Philologie an den norddeutschen
Universitäten Grund zur Sorge: In Greifswald und in Göttingen sind die
entsprechenden Lehrstühle bereits weggefallen. Die Umstellung der
studentischen Ausbildung auf Bachelor- und Master-Studiengänge könnte weitere
Opfer fordern.
Im September
2004 fand sich in Göttingen eine große Zahl von Besuchern bei der
Jubiläumsveranstaltung zum 50jährigen Bestehen des dortigen Lehrstuhls für
niederdeutsche Sprache und Literatur ein - angesichts der Tatsache, dass mit dem
Ausscheiden des Lehrstuhlinhabers diese Ära ihr Ende finden würde. Etliche
Referenten brachten ihre Besorgnis hinsichtlich der Zukunft des Studien- und
Forschungsfaches Niederdeutsch zum Ausdruck.
Ihre
Analysen, Kommentare und Voraussagen fanden ihren Niederschlag in der
Dokumentation „Zur Wissenschaft vom Niederdeutschen“, hg. von Dieter
Stellmacher, Band 16 der Reihe „Name und Wort - Göttinger Arbeiten zur
niederdeutschen Philologie", erschienen im
Wachholtz Verlag Neumünster (ISBN 3-529-04456-3).
Unter
anderem enthält diese Dokumentation Aufsätze von Jan Goosens („Über das
Niederdeutsche und seine Erforschung“), der die Leistungen der niederdeutschen
Philologie würdigt, und Ingrid Schröder („Die Zukunft des akademischen Faches
Niederdeutsch“), die Perspektiven des Faches Niederdeutsch im Rahmen der
zukünftigen modularisierten Studiengänge
reflektiert.
Die norddeutschen Bundesländer sind hinsichtlich der Regionalsprache Niederdeutsch Verpflichtungen gegenüber der Europäischen Sprachencharta eingegangen. Leider bestätigt sich hier wie in anderen Themenfeldern, dass diese Charta kein verlässliches Instrument ist, um Bestehendes zu erhalten. Die Sorge um einen vielfältigen Bestand der niederdeutschen Philologie an norddeutschen Hochschulen bleibt.
(PLATTNET-Nachricht)
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