01.10.2006 - (6127) Plattdütsk in Kinnermund
 
        PLATTNET-Nachrichten - 01.10.2006 - 1
 
               
                
                            
  

„Plattdütsk in Kinnermund“ läuft weiter

Über plattdeutsche Hexen, Pastoren und weitere Alltäglichkeiten

 

Obwohl das Schuljahr in diesem Jahr erst Ende August wieder anfing, haben viele Kindergärten in Ostfriesland gleich im September am Plattdütskmaant teilgenommen. Manche hatten den ganzen Monat hindurch Projekte laufen, wie z. B. der Kindergarten „Kinnerhuck“ in Strackholt, in dem im September eine Platt sprechende Hexe lebte. In Hesel wurden plattdeutsche Rollenspiele angeboten und das Leben in der Cafeteria lief auf Plattdeutsch ab. Im Kindergarten „Marienkäfer“ in Woquard, wo generell eine Erzieherin mit den Kindern Platt spricht, bekamen die Kinder zusätzlich jeden Dienstag und Donnerstag plattdeutsche Geschichten zum Weitererzählen geboten. Die „Swaalvkenüst“-Kinder in Wiesens hörten die Regionalsprache täglich beim Freispiel und bei den Angeboten wie Liedern oder Geschichten.

 

Andere Kindergärten boten zusätzlich zu ihren festen plattdeutschen Aktivitäten besondere Themen an. Der ev.-luth. Kindergarten in Flachsmeer gestaltete einen Teil der Herbst- und Erntethemen auf Platt, beispielsweise „Dat Obst“ oder „Dörstampt Wuddels koken“. Erntedank- und Kindergottesdienste auf Platt führten die „Rappelkiste“ in Walle und der ev.-luth. Spielkreis in Werdum durch. Der Kindergarten Friedeburg Hauptstraße gestaltete ein plattdeutsches Frühstück zusammen mit Landfrauen. Der ev.-luth. Kinderdergarten in Heisfelde (Leer) behandelte das Thema „Hafen“ und lud zu einer plattdeutschen Hafenrundfahrt ein.

 

Ein wichtiges Thema für Kinder sind Bücher und Geschichten. Da in Aurich im September eine Kinderbuchmesse durchgeführt wurde, nutzte der Pinguin-Kindergarten diese Gelegenheit für ein Projekt über plattdeutsche Bilderbücher. Es wurden plattdeutsche Geschichten vorgelesen und ein Kinderbuch wurde mit Hilfe der Eltern in die Muttersprachen der Kinder übersetzt, unter anderem auch auf Plattdeutsch. Beim Erntedankfest auf Juist wurden plattdeutsche Kinderbücher ausgestellt und die Kindergartenkinder vom „Schwalbennest“ führten plattdeutsche Singtänze auf.

 

Der Kindergarten Friedeburg Hauptstraße lud eine wirkliche Autorin, Annegret Neunaber aus Etzel, als Erzähltante in den Kindergarten ein. Parallel dazu gab es eine Kinderbuchausstellung, so dass die Eltern sehen konnten, welche plattdeutschen Kinderbücher zurzeit auf dem Markt sind. Auch in den ev.-luth. Kindergarten in Flachsmeer kam eine Oma, die plattdeutsche Geschichten vorlas. Im ev.-luth. Kindergarten in Victorbur ist jede Woche einmal Jürgen Hoogstraat, „der plattdeutsche Pastor“, zu Besuch. Im September erzählte er über biblische Tiere, z. B. Esel und Fische.

 

Bewegung und Sprache wirken besonders gut zusammen. Im Wald von Ihlow lernten die Kinder des Waldkindergartens ein plattdeutsches Sing- und Tanzlied. Die Werdumer Spielkreiskinder hatten ihre Sportstunde auf Plattdeutsch, lernten einen Bauernhof auf Plattdeutsch kennen und führten ein kleines plattdeutsches Theaterstück für ihre Eltern und Geschwister auf. Die Friedeburger Kinder werden am 11. Oktober Boßeln lernen, und zwar von höchst prominenter Hand: Bürgermeister Hillrich Reents wird ihnen den Friesensport auf Platt beibringen.

 

Ein besonders schönes Projekt wird zurzeit ebenfalls in Friedeburg vorbereitet: Eine Jugendtheatergruppe übt ein plattdeutsches Theaterstück für die Kindergartenkinder ein. Am 7. Oktober ist Premiere. Die Kleinen sind schon ganz neugierig, was sie dort wohl zu sehen bekommen werden.

 

Die 50 Kindergärten aus dem Netzwerk „Tweesprakig Kinnergaarn“, das von der Ostfriesischen Landschaft betreut wird, arbeiten nicht nur im September, sondern das ganze Jahr hindurch mit der Regionalsprache. Das ist eine wichtige Sprachförderung für die Kleinen und eine unverzichtbare Stütze für das Plattdeutsche.

 

Darüber sollte jedoch nicht vergessen werden, dass Eltern, Großeltern und jeder Platt Sprechende Verantwortung dafür übernehmen kann, dass die Kinder in Ostfriesland weiterhin Plattdeutsch lernen. Nur, wenn Kinder auf Plattdeutsch angesprochen werden und die Sprache regelmäßig hören, können sie sie auch lernen. Man muss ihnen nur die Chance geben.

 

Darum gehört das Plakat „Plattdütsk in Kinnermund“ nicht nur in Kindergärten und Klassenzimmer, sondern auch in Kinderzimmer, zur Erinnerung: „Ik wull doch (mehr) Platt proten / snacken mit de Kinner“. Da die VR-Stiftung der Volksbanken und Raiffeisenbanken in Norddeutschland und die Raiba Moormerland das Projekt „Plattdütsk in Kinnermund“ tatkräftig unterstützen, ist das Kinder-Plakat kostenlos bei der Ostfriesischen Landschaft erhältlich (Tel.: 04941-179952, Plattdütskbüro).

 

 www.ostfriesischelandschaft.de                  

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