„Plattdütsk in Kinnermund“
läuft weiter
Über plattdeutsche Hexen, Pastoren und weitere
Alltäglichkeiten
Obwohl das
Schuljahr in diesem Jahr erst Ende August wieder anfing, haben viele
Kindergärten in Ostfriesland gleich im September am Plattdütskmaant
teilgenommen. Manche hatten den ganzen Monat hindurch Projekte laufen, wie z. B.
der Kindergarten „Kinnerhuck“ in Strackholt, in dem im September eine Platt
sprechende Hexe lebte. In Hesel wurden plattdeutsche Rollenspiele angeboten und
das Leben in der Cafeteria lief auf Plattdeutsch ab. Im Kindergarten
„Marienkäfer“ in Woquard, wo generell eine Erzieherin mit den Kindern Platt
spricht, bekamen die Kinder zusätzlich jeden Dienstag und Donnerstag
plattdeutsche Geschichten zum Weitererzählen geboten. Die „Swaalvkenüst“-Kinder
in Wiesens hörten die Regionalsprache täglich beim Freispiel und bei den
Angeboten wie Liedern oder Geschichten.
Andere
Kindergärten boten zusätzlich zu ihren festen plattdeutschen Aktivitäten
besondere Themen an. Der ev.-luth. Kindergarten in Flachsmeer gestaltete einen
Teil der Herbst- und Erntethemen auf Platt, beispielsweise „Dat Obst“ oder
„Dörstampt Wuddels koken“. Erntedank- und Kindergottesdienste auf Platt führten
die „Rappelkiste“ in Walle und der ev.-luth. Spielkreis in Werdum durch. Der
Kindergarten Friedeburg Hauptstraße gestaltete ein plattdeutsches Frühstück
zusammen mit Landfrauen. Der ev.-luth. Kinderdergarten in Heisfelde (Leer)
behandelte das Thema „Hafen“ und lud zu einer plattdeutschen Hafenrundfahrt
ein.
Ein wichtiges
Thema für Kinder sind Bücher und Geschichten. Da in Aurich im September eine
Kinderbuchmesse durchgeführt wurde, nutzte der Pinguin-Kindergarten diese
Gelegenheit für ein Projekt über plattdeutsche Bilderbücher. Es wurden
plattdeutsche Geschichten vorgelesen und ein Kinderbuch wurde mit Hilfe der
Eltern in die Muttersprachen der Kinder übersetzt, unter anderem auch auf
Plattdeutsch. Beim Erntedankfest auf Juist wurden plattdeutsche Kinderbücher
ausgestellt und die Kindergartenkinder vom „Schwalbennest“ führten plattdeutsche
Singtänze auf.
Der
Kindergarten Friedeburg Hauptstraße lud eine wirkliche Autorin, Annegret
Neunaber aus Etzel, als Erzähltante in den Kindergarten ein. Parallel dazu gab
es eine Kinderbuchausstellung, so dass die Eltern sehen konnten, welche
plattdeutschen Kinderbücher zurzeit auf dem Markt sind. Auch in den ev.-luth.
Kindergarten in Flachsmeer kam eine Oma, die plattdeutsche Geschichten vorlas.
Im ev.-luth. Kindergarten in Victorbur ist jede Woche einmal Jürgen Hoogstraat,
„der plattdeutsche Pastor“, zu Besuch. Im September erzählte er über biblische
Tiere, z. B. Esel und Fische.
Bewegung und
Sprache wirken besonders gut zusammen. Im Wald von Ihlow lernten die Kinder des
Waldkindergartens ein plattdeutsches Sing- und Tanzlied. Die Werdumer
Spielkreiskinder hatten ihre Sportstunde auf Plattdeutsch, lernten einen
Bauernhof auf Plattdeutsch kennen und führten ein kleines plattdeutsches
Theaterstück für ihre Eltern und Geschwister auf. Die Friedeburger Kinder werden
am 11. Oktober Boßeln lernen, und zwar von höchst prominenter Hand:
Bürgermeister Hillrich Reents wird ihnen den Friesensport auf Platt
beibringen.
Ein besonders
schönes Projekt wird zurzeit ebenfalls in Friedeburg vorbereitet: Eine
Jugendtheatergruppe übt ein plattdeutsches Theaterstück für die
Kindergartenkinder ein. Am 7. Oktober ist Premiere. Die Kleinen sind schon ganz
neugierig, was sie dort wohl zu sehen bekommen werden.
Die 50
Kindergärten aus dem Netzwerk „Tweesprakig Kinnergaarn“, das von der
Ostfriesischen Landschaft betreut wird, arbeiten nicht nur im September, sondern
das ganze Jahr hindurch mit der Regionalsprache. Das ist eine wichtige
Sprachförderung für die Kleinen und eine unverzichtbare Stütze für das
Plattdeutsche.
Darüber sollte
jedoch nicht vergessen werden, dass Eltern, Großeltern und jeder Platt
Sprechende Verantwortung dafür übernehmen kann, dass die Kinder in Ostfriesland
weiterhin Plattdeutsch lernen. Nur, wenn Kinder auf Plattdeutsch angesprochen
werden und die Sprache regelmäßig hören, können sie sie auch lernen. Man muss
ihnen nur die Chance geben.
Darum gehört
das Plakat „Plattdütsk in Kinnermund“ nicht nur in Kindergärten und
Klassenzimmer, sondern auch in Kinderzimmer, zur Erinnerung: „Ik wull doch
(mehr) Platt proten / snacken mit de Kinner“. Da die VR-Stiftung der Volksbanken
und Raiffeisenbanken in Norddeutschland und die Raiba Moormerland das Projekt
„Plattdütsk in Kinnermund“ tatkräftig unterstützen, ist das Kinder-Plakat
kostenlos bei der Ostfriesischen Landschaft erhältlich (Tel.: 04941-179952,
Plattdütskbüro).
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