Hamburgisches
Wörterbuch mit 40.000 Stichwörtern vollendet
Nach 90-jähriger
Publikationsgeschichte ist das Hamburgische Wörterbuch
vollendet.
In einer Feierstunde am 6.
Dezember wurde das Gesamtwerk der Öffentlichkeit
präsentiert.
Als 1917 Conrad Borchling und
Agathe Lasch die Arbeitsstelle Hamburgisches Wörterbuch gründeten, konnte
niemand ahnen, welch umfangreiches Unterfangen vor ihnen lag und welch tragische
Wendungen es in der Publikationsgeschichte geben würde. Wenn heute die
Vollendung dieses Mammutunternehmens mit 5 stolzen Bänden, rund 2600 Seiten und
mehr als 40.000 Stichwörtern zu Recht gefeiert wird, so bleibt auch das Werk und
Schicksal von Agathe Lasch unvergessen.
Agathe Lasch, die erste
Professorin an der Universität Hamburg, war die wesentliche Kraft in der
Startphase des Projektes. Sie verzettelte das Wörterbuchmanuskript aus dem
Nachlass von Christoph Walther, machte Fragebogenerhebungen und führte
Interviews mit Zeitzeugen durch. Sie warb überall für das Unternehmen. Zeitungen
und Zeitschriften berichteten bereitwillig über das ehrgeizige Projekt. Die
Wende kam jedoch mit der Nazizeit in Deutschland. 1934 musste Agathe Lasch wegen
ihres jüdischen Glaubens den Staatsdienst verlassen. Sie wurde 1942 in einem KZ
ermordet.
Ihr Nachfolger, Hans Teske,
wurde im Krieg eingezogen und blieb vermisst. Vor allem seine freiwillige
Mitarbeiterin, Käte Scheel, sorgte sich in dieser Zeit um das Material und
ergänzte es. Sie wurde auch die erste Bearbeiterin des Wörterbuchs, dessen
sukzessive Veröffentlichung 1956 begann. 1978 übernahm Jürgen Meier die
Arbeitsstelle, zusammen mit Dieter Möhn. Seit dem Jahr 2000 gab er das Werk
zusammen mit Beate Hennig heraus. Jetzt konnte es abgeschlossen
werden.
Aus einer Zettelsammlung von
mehr als einer Million Belege haben Hennig und Meier den Löwenanteil der rund
40.000 aufgeführten Stichwörter ausgewählt.
Das Wörterbuch enthält ausschließlich Wörter aus dem Bereich des Hamburger Staatsgebietes. Dabei spielt der Bereich des Hafens, der Hafenwirtschaft und des Handels naturgemäß eine große Rolle. Man findet Bekanntes und stößt auf viele in Vergessenheit geratene Begriffe. Dass Ketelklopper Schiffskesselreiniger, die Köksch eine Köchin und der Udel ein Polizist sind, ist noch vielen geläufig, aber wie steht’s mit Baas oder Kontoorknüppel, Egenbuck oder Fleetenkiker?
Insgesamt spiegelt das
Wörterbuch ein gutes Stück Kulturgeschichte wider. Zu vielen Stichwörtern sind
kleine Zitate angegeben. Das Stichwort Wiehnach(t)en zeigt mit der Bedeutung
‘Weihnachtsgratifikation‘ die immerwährende Aktualität einiger Themen. Die
Zitate „se kriegt goden lohn un en gooden Wiehnacht’n“ (1889) und „he bruk keen
Lohn to betoahlen, keen Wiehnachten to geewen“ belegen, dass dieses Thema schon
früh ganz kontorvers betrachtet wurde.
Unter dem Stichwort Tüdelband findet sich natürlich das Lied der
Volkssänger Gebrüder Wolf, als Stichworte folgen Tüdelbüdel, Tüdel’ee und
tüdelich, immer mit kleinen Zitaten versehen: „ganz so tüdelich, as de Jungen
secht, sünd de Olen meidst doch nich“. Auch die typischen und bekannten
Hamburger Eigenschaften finden sich immer wieder in den in den Zitaten, siehe
„Hamburger“: „dat is noch een ohlen Hamborger, de will keen Orden drägen (1866).
Wer etwas lernen will über
seine Stadt und ihren Sprachgebrauch, der wird in dieser Schatztruhe fündig. Die
so bewegte Geschichte des Hamburgischen Wörterbuchs hat nach 90 Jahren ihr gutes
Ende gefunden und präsentiert sich in 5 Bänden. Die einzelnen Seiten der Bände
sind auch schon fast Geschichte. Da die Bearbeiter des Wörterbuchs immer nur in
kleinen Schritten publizieren konnten, erschienen zunächst einzelne Lieferungen
zu 64 Seiten. Und die 5 Bände, die heute vorgestellt werden, bestehen aus den
Originallieferungen, die zwischen 1956 und 2006 erschienen sind und in
Handarbeit gebunden wurden.
Da das große, 5-bändige
Wörterbuch wegen des Preises von 875,-
Euro nur einen kleinen Leserkreis erreichen wird, haben sich Verlag
und Autoren entschlossen, eine kleine „Volksausgabe“ daraus zu entwickeln. Und
das Kleine Hamburgische Wörterbuch wird alle interessieren. Mit rund 6.500
Stichwörtern Plattdeutsch-Hochdeutsch und einem umfangreichen hochdeutschen
Register liefert das neue Taschenwörterbuch die wichtigsten Stichwörter aus dem
Sprachschatz des Hamburger Stadtstaats, und seit Richeys Idioticon Hamburgense 1743 ist es das erste
komplette Taschenwörterbuch auf
dem Markt. Dass die Hamburger nun für nur 14,80 Euro auf 270 Seiten bestes hamburgisches
Platt erhalten, ist auch der Hamburger Sparkasse zu verdanken, die die
Druckkosten des großen und kleinen Wörterbuchs seit Jahren
sponsorte.
Hamburgisches Wörterbuch
5 Bände, Format 18 x 26 cm, 2606 S.
rund 40.000 Stichwörter
Neumünster: Wachholtz Verlag
ISBN 3-529-04603-5
875,- Euro
Beate Hennig und Jürgen Meier
Kleines Hamburgisches Wörterbuch
Format 12 x 20 cm, 270 S.
6.500 Stichwörter
Neumünster: Wachholtz Verlag
ISBN 3-529-04650-7
14,80 Euro
( Text
und Abb.: Verlagsinformation)
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