Mehr tun für das Plattdeutsche
Bundesraat för Nedderdüütsch zum Dritten Sprachenbericht
„In den letzten drei Jahren wurde immer noch viel zu wenig für das
Plattdeutsche getan.“ Kritisch beurteilt Reinhard Goltz den Dritten Bericht zur
Sprachen-Charta, den die Bundesrepublik in diesen Tagen veröffentlichte. Der
Sprecher des Bundesraat för Nedderdüütsch erkennt kaum positive Entwicklungen
gegenüber dem Vorbericht aus dem Jahr 2003.
In einem Turnus von drei Jahren müssen die Bundesländer über ihre
Maßnahmen zum Erhalt der Sprachen der Friesen, Sorben, Dänen, Sinti und Roma
sowie des Plattdeutschen Rechenschaft
ablegen. Von den knapp 300 Seiten widmen sich 75 speziell der
norddeutschen Regionalsprache, wobei ein besonderes Augenmerk der Bildung gilt.
Zwischen Aurich, Flensburg und Greifswald rühren sich in zahlreichen Gegenden
Kindergarten-Initiativen, die eine zweisprachige Erziehung anstreben.
„Unsere
Erfahrung zeigt, dass die freien Kindergarten-Träger oft viel
flexibler sind als die staatlichen Einrichtungen“, betont Goltz, der gerade die
Länder noch stärker in der Pflicht sehen möchte. Und das vor allem an den
Schulen und Universitäten.
Insbesondere an den Hochschulen ist die Bilanz ernüchternd. So hat
sich in den vergangenen zehn Jahren die Zahl der niederdeutschen Professuren
halbiert, und eine Umkehrung dieses Trends ist nicht in Sicht. Niedersachsen
erfüllt seine Universitäts-Verpflichtung bereits seit 18 Monaten nicht mehr,
ohne dass kraftvolle und zielgerichtete Anstrengungen zur Behebung dieser
Schieflage unternommen worden wären.
Die Skepsis der Vertreter des Niederdeutschen gründet sich nicht
zuletzt auf die kaum erkennbare Bereitschaft der Bundesländer, sich auf die
konkreten Vorschläge der Expertenkommission des
Europarats einzulassen. Die Fachleute aus Brüssel haben mehrfach
klare gesetzlich Vorgaben zum Schutz der Regional- und Minderheitensprachen
gefordert. Bisher ohne Erfolg.
Aus Sicht des Bundesraat för Nedderdüütsch, der die Interessen der
Platt-Sprecher in Deutschland bündelt, wäre es fahrlässig, sich auf die Charta
zu verlassen. „Wenn die Zukunft des Plattdeutschen
sichergestellt werden soll, dann brauchen wir einen verlässlichen
gesetzlichen Rahmen“, unterstreicht Goltz, der aber auch darauf hinweist, dass
weite Teile des plattdeutschen Kulturlebens im
Ehrenamt bewältigt werden – und damit außerhalb staatlicher
Förderung. Immerhin könne man seit einigen Jahren in der Bevölkerung eine große
Aufgeschlossenheit gegenüber dem Plattdeutschen erkennen, und das besonders auch
bei Menschen, die der Sprache gar nicht mächtig
sind.
Der
Staatenbericht 2007 dokumentiert den augenblicklichen Stand der Förderung der
kleinen einheimischen Sprachen in Deutschland. Er lässt erkennen, dass es noch
erhebliche Gestaltungsspielräume gibt.
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