Sprachförderung durch
Mehrsprachigkeit
Kindergarten
Klecks schult sprachanalytisches Denken
Seit dem 22.
November letzten Jahres spricht im Kindergarten Klecks im Conrebbersweg in Leer
eine Erzieherin konsequent Platt und wird – nach nur fünf Monaten – von allen
Kindern schon recht gut verstanden. Und weil diese Erzieherin aus methodischen
Gründen nicht auf Hochdeutsch reagiert, fangen die Kleinen ganz
selbstverständlich an, selbst auch Plattdeutsch zu sprechen.
Für Waltraud
Theermann ist Plattdeutsch ihre Muttersprache. Sie hält nichts von halben
Sachen. Als sich das Klecks-Kindergartenteam nach eingehender Beratung mit
Cornelia Nath vom Plattdütskbüro der Ostfriesischen Landschaft entschlossen
hatte, frühe Mehrsprachigkeit und somit Plattdeutsch als zweite Alltagssprache
in das pädagogische Konzept aufzunehmen, stellte sie ihre gesamte Kommunikation
auf Plattdeutsch um: mit den Kindern, mit den Kolleginnen und auch mit den
Eltern.
Doch was tun,
wenn ein Elternteil oder ein neu hinzu gekommenes Kind sie nicht versteht?
Dann übersetzt beispielsweise die Kollegin Beate Teupe, die ebenfalls Platt
kann, im Sprachkonzept des Kindergartens aber den hochdeutschen Part versorgt.
Oder es übersetzt ein Kind, das schon alles versteht. Die 20 Klecks-Kinder
helfen sich auch untereinander bei neuen Wörtern. Die kleinen „Übersetzer“
bekommen hierdurch viel Anerkennung und werden in ihrem Selbstbewusstsein
gestärkt.
Die Leiterin
des Kindergartens, Olga Farr-Wodak, ist von der Wirkung der bilingualen Methode
beeindruckt. Nach nur fünf Monaten ist deutlich erkennbar, dass die Kinder
Hochdeutsch und Plattdeutsch vergleichen und dabei anfangen, sprachanalytisch zu
denken. Sie erkennen Regeln und übertragen diese auf neue Wörter.
Waltraud
Theermann macht auch in den Kleingruppen plattdeutsche Angebote. Hier ist der
Spracherwerb besonders intensiv. Vier Kinder im Klecks haben eine andere
Muttersprache als Deutsch und kommen mit der zusätzlichen (dritten)
Alltagssprache fast noch besser zurecht als die einsprachig hochdeutsch
aufwachsenden Kinder. Außerdem kommt für einige Kinder zweimal pro Woche eine
Sprachbegegnung mit Englisch dazu. Das Ergebnis: die Kinder sind sprachlich
bewusster geworden und lernen spielend, mit all diesen Sprachen
umzugehen.
Besonders gut
wird die zweite Sprache gelernt, wenn sie mit Bewegung, Musik oder Reimen
verbunden ist. Spiele trainieren den handlungsbezogenen Sprachgebrauch.
Interessierte Eltern können plattdeutsche Texte, die gelernt werden, mit nach
Hause nehmen und dort mit den Kindern vertiefen – oder von ihren Kindern Platt
lernen.
Das
Erzieherinnenteam betont, dass das mehrsprachige Konzept eine Möglichkeit ist,
die plattdeutsche Sprache zu erhalten und zugezogene Kinder zu integrieren. Im
Moment wird nach traditionellen plattdeutschen Kinderliedern und Kinderreimen
gesucht. Wer hier weiterhelfen kann, wende sich bitte an den Kindergarten
Klecks, Conrebbersweg 49, Leer (Tel.: 0491-5025).
(Plattdütskbüro der
Ostfriesischen Landschaft)
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Volker Holm,
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