22.04.2007 - (7048) Sprachförderung durch Mehrsprachigkeit
 
              PLATTNET-Nachrichten - 22.04.2007 

 

  

           

            

 

Sprachförderung durch Mehrsprachigkeit

Kindergarten Klecks schult sprachanalytisches Denken

 

Seit dem 22. November letzten Jahres spricht im Kindergarten Klecks im Conrebbersweg in Leer eine Erzieherin konsequent Platt und wird – nach nur fünf Monaten – von allen Kindern schon recht gut verstanden. Und weil diese Erzieherin aus methodischen Gründen nicht auf Hochdeutsch reagiert, fangen die Kleinen ganz selbstverständlich an, selbst auch Plattdeutsch zu sprechen.

Für Waltraud Theermann ist Plattdeutsch ihre Muttersprache. Sie hält nichts von halben Sachen. Als sich das Klecks-Kindergartenteam nach eingehender Beratung mit Cornelia Nath vom Plattdütskbüro der Ostfriesischen Landschaft entschlossen hatte, frühe Mehrsprachigkeit und somit Plattdeutsch als zweite Alltagssprache in das pädagogische Konzept aufzunehmen, stellte sie ihre gesamte Kommunikation auf Plattdeutsch um: mit den Kindern, mit den Kolleginnen und auch mit den Eltern.

Doch was tun, wenn ein Elternteil oder ein neu hinzu gekommenes Kind sie nicht versteht? Dann übersetzt beispielsweise die Kollegin Beate Teupe, die ebenfalls Platt kann, im Sprachkonzept des Kindergartens aber den hochdeutschen Part versorgt. Oder es übersetzt ein Kind, das schon alles versteht. Die 20 Klecks-Kinder helfen sich auch untereinander bei neuen Wörtern. Die kleinen „Übersetzer“ bekommen hierdurch viel Anerkennung und werden in ihrem Selbstbewusstsein gestärkt.

Die Leiterin des Kindergartens, Olga Farr-Wodak, ist von der Wirkung der bilingualen Methode beeindruckt. Nach nur fünf Monaten ist deutlich erkennbar, dass die Kinder Hochdeutsch und Plattdeutsch vergleichen und dabei anfangen, sprachanalytisch zu denken. Sie erkennen Regeln und übertragen diese auf neue Wörter.

Waltraud Theermann macht auch in den Kleingruppen plattdeutsche Angebote. Hier ist der Spracherwerb besonders intensiv. Vier Kinder im Klecks haben eine andere Muttersprache als Deutsch und kommen mit der zusätzlichen (dritten) Alltagssprache fast noch besser zurecht als die einsprachig hochdeutsch aufwachsenden Kinder. Außerdem kommt für einige Kinder zweimal pro Woche eine Sprachbegegnung mit Englisch dazu. Das Ergebnis: die Kinder sind sprachlich bewusster geworden und lernen spielend, mit all diesen Sprachen umzugehen.

Besonders gut wird die zweite Sprache gelernt, wenn sie mit Bewegung, Musik oder Reimen verbunden ist. Spiele trainieren den handlungsbezogenen Sprachgebrauch. Interessierte Eltern können plattdeutsche Texte, die gelernt werden, mit nach Hause nehmen und dort mit den Kindern vertiefen – oder von ihren Kindern Platt lernen.

Das Erzieherinnenteam betont, dass das mehrsprachige Konzept eine Möglichkeit ist, die plattdeutsche Sprache zu erhalten und zugezogene Kinder zu integrieren. Im Moment wird nach traditionellen plattdeutschen Kinderliedern und Kinderreimen gesucht. Wer hier weiterhelfen kann, wende sich bitte an den Kindergarten Klecks, Conrebbersweg 49, Leer (Tel.: 0491-5025).

(Plattdütskbüro der Ostfriesischen Landschaft) 

______________________________________________________________________________________________________________________________________________________

 

PLATTNET.de   Nachrichten

Volker Holm, Buchenweg 35, D-22926 Ahrensburg, Tel. 49-4102-4739108 - http://nachrichten.plattnet.de

PLATTNET.de   Nachrichten-Archiv: alle Nachrichten unter http://archiv.plattnet.de/

PLATTNET.de ist ein Dienst des Zentrums für Niederdeutsch in Holstein (www.zfn-ratzeburg.de)

Eine Weitergabe der Adressaten-Daten, vornehmlich für gewerbliche Zwecke, ist ausgeschlossen.

Wer in Zukunft keine e-Mail-Informationen von PLATTNET haben möchte, den bitten wir, uns das in einer kurzen Nachricht mitzuteilen: nieges@plattnet.de