Plattdeutsch als
Bildungsressource
Mehrsprachigkeit
in Kindergarten und Grundschule vorteilhaft
Zweimal
im Jahr lädt die Ostfriesische Landschaft die über 60 Kindergärten in dem
Netzwerk „Mehrsprachigkeit im Kindergarten“ zu einer Fortbildungs- und
Gesprächsveranstaltung ein. Am vergangenen Mittwoch waren die Erzieherinnen im
Rathaus von Friedeburg zu Gast. Auch Lehrerinnen aus den umliegenden
Grundschulen, Elternvertreterinnen und Betreuungskräfte waren gekommen, um
darüber zu sprechen, wie die im Kindergarten begonnene Sprachförderung durch das
Angebot von Plattdeutsch als zusätzlicher Sprache in den Grundschulen
fortgesetzt werden kann.
Bürgermeisterin
Karin Emmelmann ließ es sich nicht nehmen, die Gäste auf Platt zu begrüßen. Sie
wies darauf hin, dass die Gemeinde Friedeburg den frühen Zweitsprachenerwerb im
Kindergarten und in der Grundschule sehr begrüßt.
Zentral für die
Umsetzung eines mehrsprachigen Bildungskonzeptes ist die Personalfrage. In
vielen Kindergärten gibt es noch Erzieherinnen, die Platt sprechen oder es sehr
gut verstehen, so dass allein die aktive Sprachbeherrschung trainiert werden
muss.
Anders ist die
Lage in den Grundschulen. Die Platt sprechenden Lehrkräfte werden nach und nach
in den Ruhestand entlassen, und es rücken wenige junge Kolleginnen und Kollegen
mit vergleichbarer Sprachkompetenz nach. Soll hier Plattdeutsch unterrichtet
werden, geht die Suche nach geeigneten Betreuungskräften los. Das ist nicht
einfach, denn neben der oft nicht vorhandenen pädagogischen Erfahrung stellt die
zeitliche Verpflichtung, während der Schulzeiten jede Woche ein Angebot machen
zu müssen, eine hohe Hürde dar.
Für
interessierte Schulen bedeutet dies, dass sie den Weg zum mehrsprachigen
Unterricht bewusst beschreiten und ausbauen müssen. Wenn Plattdeutsch als
Bildungsressource erkannt wird, ändert sich die Einstellung zu dieser Sprache im
Lehrerkollegium und bei den Eltern. Ist der Wille da, den Kindern die intensive
Sprachförderung durch zweisprachigen Unterricht anzubieten, wird auch bei der
Einstellung neuer Lehrkräfte auf die entsprechende Qualifikation geachtet
werden.
Die Runde im
Friedeburger Rathaus war sich einig in der Einschätzung, dass sich Plattdeutsch
am besten als frühe Zweitsprache eignet, weil es die Nahsprache in dieser Region
ist. Englisch kann in der frühen Fremdsprachenbegegnung zusätzlich angeboten
werden.
Drei Sprachen sind zuviel für kleine Kinder? Im Gegenteil. Beim Spracherwerb sind Kinder Selbstlerner. Je früher sie das Angebot mehrerer Sprachen bekommen, desto besser sind sie auf den späteren Fremdsprachenerwerb vorbereitet. Die Europäische Union strebt an, dass alle EU-Bürger in Zukunft mindestens dreisprachig sein sollen. Kleine Kinder schaffen das spielend – wenn man es ihnen anbietet.
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