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Universität Oldenburg mit Schwerpunkt
Niederdeutsch
(ins) Vor gut fünf Wochen hat er sein Amt übernommen: Prof. Dr. Jörg
Peters, zu dessen Aufgaben es gehört, an der Universität Oldenburg einen
Schwerpunkt „Niederdeutsch“ aufzubauen. In einem Gespräch gibt der
Sprachwissenschaftler Auskunft darüber, welche Ziele er sich setzt und was die
Studenten erwartet.
Herr Professor Peters, Ihr Wechsel von der Universität Nijmegen nach
Oldenburg hat ja sehr schnell geklappt. Ist Ihr Arbeitszimmer überhaupt schon
eingerichtet?
Peters: Tisch und Stuhl sind schon da, alles Weitere kommt in den
nächsten zwei Monaten. Vor allem aber bin ich mit meinem Anfang hier sehr
zufrieden. Ich wurde von den Kollegen gut aufgenommen, und es haben sich viele
hilfreiche Kontakte mit plattdeutschen Vereinen und Verbänden
ergeben.
Was erwartet die Deutsch-Studenten an der Universität Oldenburg ganz
konkret im kommenden Sommersemester?
Der Schwerpunkt Niederdeutsch wird sich erst zum Wintersemester
entfalten können. Vorher müssen noch die Studien- und Prüfungsordnungen
angepasst werden. Das braucht seine Zeit. Ich werde aber auf jeden Fall bereits
vorher ein Seminar zur regionalen Variation des Niederdeutschen anbieten. Ferner
werden bereits zum Sommersemester Mitarbeiter eingestellt, die
Lehrveranstaltungen zum Niederdeutschen durchführen
werden.
Was genau bedeutet „Schwerpunkt
Niederdeutsch“?
Zunächst einmal, dass „Niederdeutsch“ klar als Bestandteil der
Sprachwissenschaft verankert wird. Damit erhalten die Studenten die Möglichkeit,
diesen Bereich über mehrere Semester hinweg gezielt anzuwählen. Geplant ist, für
jedes Semester der BAAusbildung Angebote aus der niederdeutschen Philologie
vorzuhalten.
Welchen Stellenwert soll die Ausbildung von Lehrern in
Ihrem
Schwerpunkt Niederdeutsch haben?
Mir ist besonders wichtig, dass alle angehenden Lehrer
Grundinformationen über die niederdeutsche Sprache erhalten. Darüber hinaus muss
es aber auch darum gehen, didaktische Konzepte zu erarbeiten, mit denen man
Plattdeutsch in den schulischen Alltag einbringen kann – sei es nun in den
Deutschunterricht integriert, sei es in einer Arbeitsgemeinschaft oder in einem
eigenständigen Unterrichtsfach.
Dafür brauchen Sie eine Anbindung an die
Schulpraxis.
Wir werden von Anfang an mit Schulen kooperieren, in denen jetzt
bereits Niederdeutsch angeboten wird und in denen unsere Studenten in Praktika
Erfahrungen machen können. Zur Schulpraxis gehört aber auch, dass wir Angebote
im Rahmen von Lehrerfortbildungen machen werden.
Sollen Ihre Studenten auch Plattdeutsch erlernen
können?
Die wenigsten Studenten sind heute in der Lage Platt zu sprechen. Auf
der anderen Seite ist das Interesse an der Regionalsprache groß. Wir werden also
auch Sprachkurse anbieten, für die die
Absolventen ein Zertifikat erwerben können. Für die sprachpraktischen
Aufgaben wird in diesen Tagen eine halbe Stelle
ausgeschrieben.
In der Öffentlichkeit haben Sie selbst bisher sehr wenig Platt
gesprochen.
Ich übe es zurzeit intensiv. Noch geiht mi dat nich so goot över de
Tung. Ich hoffe aber, dass sich das bald ändern wird, vor allem durch den
täglichen Umgang mit meinen Mitarbeitern.
Mit Ihrer Berufung hat das Niederdeutsche an der Universität
Oldenburg eine deutliche Aufwertung erfahren. Wird die vorhandene Ausstattung
Ihren Anforderungen gerecht?
Die Bibliothek verfügt über einen substanziellen Grundbestand. Und
weil mir entsprechende Mittel zur Verfügung stehen, bin ich sicher, dass es uns
rasch gelingen wird, bestehende Lücken zu
schließen.
Ganz neu aufbauen werde ich ein Schallarchiv, das der Dokumentation
des heutigen Niederdeutschen und Saterfriesischen dienen soll. Ferner werde ich
ein modernes Phonetik-Labor einrichten, in dem wir die Aufnahmen durch
experimentelle Untersuchungen auswerten können.
In ganz Niedersachsen sind die Erwartungen, die sich auf Ihren
Lehrstuhl richten, sehr hoch. Wie gehen Sie damit
um?
Grundsätzlich ist es doch gut, wenn sich die Menschen für die
Wissenschaft interessieren. Einschränkend möchte ich aber auch betonen, dass
meine Stelle für Pragmatik und Soziolinguistik ausgewiesen ist. Das
Niederdeutsche stellt für meine Forschung und Lehre also nur einen Teilbereich
dar. Allerdings habe ich vor, mich in zwei Projekten intensiv den kleinen
Sprachen in der Region zu widmen. Einmal wird es um regionale Variation im
Niederdeutschen gehen, und dann um das Saterland als Sprachlandschaft. Außerdem
werde ich Niederdeutsch in internationale Projekte
einbringen.
Das sind viele Pläne. Was wünschen Sie sich für
2008?
Vor allem, dass es uns gelingt, viele Studenten für die
niederdeutsche Sprache und für eine wissenschaftliche Beschäftigung mit ihr zu
interessieren.
Weitere Informationen gibt das Institut für niederdeutsche
Sprache,
Schnoor 41-43,
28195 Bremen, Tel. 0421 / 324535. www.ins-bremen.de
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