01.02.2008 - (8014) Universität Oldenburg mit Schwerpunkt Niederdeutsch
 
              PLATTNET-Nachrichten - 30.01.2008 

 

               

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Universität Oldenburg mit Schwerpunkt Niederdeutsch

 

(ins) Vor gut fünf Wochen hat er sein Amt übernommen: Prof. Dr. Jörg Peters, zu dessen Aufgaben es gehört, an der Universität Oldenburg einen Schwerpunkt „Niederdeutsch“ aufzubauen. In einem Gespräch gibt der Sprachwissenschaftler Auskunft darüber, welche Ziele er sich setzt und was die Studenten erwartet.

Herr Professor Peters, Ihr Wechsel von der Universität Nijmegen nach Oldenburg hat ja sehr schnell geklappt. Ist Ihr Arbeitszimmer überhaupt schon eingerichtet?

Peters: Tisch und Stuhl sind schon da, alles Weitere kommt in den nächsten zwei Monaten. Vor allem aber bin ich mit meinem Anfang hier sehr zufrieden. Ich wurde von den Kollegen gut aufgenommen, und es haben sich viele hilfreiche Kontakte mit plattdeutschen Vereinen und Verbänden ergeben.

Was erwartet die Deutsch-Studenten an der Universität Oldenburg ganz konkret im kommenden Sommersemester?

Der Schwerpunkt Niederdeutsch wird sich erst zum Wintersemester entfalten können. Vorher müssen noch die Studien- und Prüfungsordnungen angepasst werden. Das braucht seine Zeit. Ich werde aber auf jeden Fall bereits vorher ein Seminar zur regionalen Variation des Niederdeutschen anbieten. Ferner werden bereits zum Sommersemester Mitarbeiter eingestellt, die Lehrveranstaltungen zum Niederdeutschen durchführen werden.

Was genau bedeutet „Schwerpunkt Niederdeutsch“?

Zunächst einmal, dass „Niederdeutsch“ klar als Bestandteil der Sprachwissenschaft verankert wird. Damit erhalten die Studenten die Möglichkeit, diesen Bereich über mehrere Semester hinweg gezielt anzuwählen. Geplant ist, für jedes Semester der BAAusbildung Angebote aus der niederdeutschen Philologie vorzuhalten.

Welchen Stellenwert soll die Ausbildung von Lehrern in Ihrem

Schwerpunkt Niederdeutsch haben?

Mir ist besonders wichtig, dass alle angehenden Lehrer Grundinformationen über die niederdeutsche Sprache erhalten. Darüber hinaus muss es aber auch darum gehen, didaktische Konzepte zu erarbeiten, mit denen man Plattdeutsch in den schulischen Alltag einbringen kann – sei es nun in den Deutschunterricht integriert, sei es in einer Arbeitsgemeinschaft oder in einem eigenständigen Unterrichtsfach.

Dafür brauchen Sie eine Anbindung an die Schulpraxis.

Wir werden von Anfang an mit Schulen kooperieren, in denen jetzt bereits Niederdeutsch angeboten wird und in denen unsere Studenten in Praktika Erfahrungen machen können. Zur Schulpraxis gehört aber auch, dass wir Angebote im Rahmen von Lehrerfortbildungen machen werden.

Sollen Ihre Studenten auch Plattdeutsch erlernen können?

Die wenigsten Studenten sind heute in der Lage Platt zu sprechen. Auf der anderen Seite ist das Interesse an der Regionalsprache groß. Wir werden also auch Sprachkurse anbieten, für die die

Absolventen ein Zertifikat erwerben können. Für die sprachpraktischen Aufgaben wird in diesen Tagen eine halbe Stelle ausgeschrieben.

In der Öffentlichkeit haben Sie selbst bisher sehr wenig Platt gesprochen.

Ich übe es zurzeit intensiv. Noch geiht mi dat nich so goot över de Tung. Ich hoffe aber, dass sich das bald ändern wird, vor allem durch den täglichen Umgang mit meinen Mitarbeitern.

Mit Ihrer Berufung hat das Niederdeutsche an der Universität Oldenburg eine deutliche Aufwertung erfahren. Wird die vorhandene Ausstattung Ihren Anforderungen gerecht?

Die Bibliothek verfügt über einen substanziellen Grundbestand. Und weil mir entsprechende Mittel zur Verfügung stehen, bin ich sicher, dass es uns rasch gelingen wird, bestehende Lücken zu schließen.

Ganz neu aufbauen werde ich ein Schallarchiv, das der Dokumentation des heutigen Niederdeutschen und Saterfriesischen dienen soll. Ferner werde ich ein modernes Phonetik-Labor einrichten, in dem wir die Aufnahmen durch experimentelle Untersuchungen auswerten können.

In ganz Niedersachsen sind die Erwartungen, die sich auf Ihren Lehrstuhl richten, sehr hoch. Wie gehen Sie damit um?

Grundsätzlich ist es doch gut, wenn sich die Menschen für die Wissenschaft interessieren. Einschränkend möchte ich aber auch betonen, dass meine Stelle für Pragmatik und Soziolinguistik ausgewiesen ist. Das Niederdeutsche stellt für meine Forschung und Lehre also nur einen Teilbereich dar. Allerdings habe ich vor, mich in zwei Projekten intensiv den kleinen Sprachen in der Region zu widmen. Einmal wird es um regionale Variation im Niederdeutschen gehen, und dann um das Saterland als Sprachlandschaft. Außerdem werde ich Niederdeutsch in internationale Projekte einbringen.

Das sind viele Pläne. Was wünschen Sie sich für 2008?

Vor allem, dass es uns gelingt, viele Studenten für die niederdeutsche Sprache und für eine wissenschaftliche Beschäftigung mit ihr zu interessieren.

 

Weitere Informationen gibt das Institut für niederdeutsche Sprache,

Schnoor 41-43, 28195 Bremen, Tel. 0421 / 324535. www.ins-bremen.de  

         

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