04.02.2008 - (8017) Plattdeutsch in der Flaute oder vor dem Wind?
 
 
              PLATTNET-Nachrichten - 04.02.2008 

 

               

                                                  

 

 

Plattdeutsch in der Flaute oder vor dem Wind?

Presseerklärung des Plattdeutschen Rates Schleswig-Holstein

 

Das Institut für Niederdeutsche Sprache hat die Ergebnisse einer aktuellen Studie zum Stand des Niederdeutschen vorgelegt. Einwohner der norddeutschen Bundesländer (Schleswig-Holstein, Hamburg, Niedersachsen, Bremen, Mecklenburg-Vorpommern, Nordrhein-Westfalen, Brandenburg und Sachsen-Anhalt) sind befragt worden, ob sie noch Plattdeutsch sprechen oder wie gut sie Plattdeutsch verstehen können. Die Antworten erfolgten auf der Basis von Selbstauskünften wie auch bei der GETAS-Studie aus dem Jahre 1984. Seit dieser Zeit hat sich der Anteil der Plattdeutschsprecher nahezu halbiert, liegt bei einem Anteil von 24%, bei den 15-34jährigen Probanden bei gerade mal 4%. Dass sie Plattdeutsch gut oder sehr gut verstehen können, gaben etwa 60% der Befragten an. Diese für viele nicht ganz unerwarteten Erkenntnisse geben Anlass zur Besorgnis, da insbesondere in den Familien, aber auch im Berufsleben immer weniger Plattdeutsch gesprochen wird.

 

Nicht zu gering zu schätzen ist allerdings die positive Einschätzung des Niederdeutschen besonders in Schleswig-Holstein. Die Zustimmung der Befragten zur Rolle der Schule als Vermittlerin des Niederdeutschen ist bei uns am stärksten verbreitet.

 

Aber: die Vermittlung des Niederdeutschen an den Schulen lässt  noch sehr zu wünschen übrig. Ursächlich ist u.a. immer noch die unzureichende Ausbildung der Studierenden insbesondere in Flensburg – mit dem Schwerpunkt der Ausbildung der Grund- und Realschullehrer. Die dort nicht vorhandene Forschung  ist ein großes Hindernis für die Darstellung der Bedeutung des Kulturguts Niederdeutsch. Die Professur in Flensburg ist immer deutlicher ein unverzichtbarer Bestandteil einer konsequenten und glaubwürdigen Niederdeutsch-Politik des Landes.

 

Die Förderung des Images des Niederdeutschen durch die europäische Charta und die Eintragung in die Verfassung Schleswig-Holsteins und die zurückhaltende Form der Ansprüche der am Niederdeutschen Interessierten scheinen nicht zum Erfolg geführt zu haben. Angesichts der starken Rückgänge ist es notwendig, nun einzufordern, dass dem Niederdeutschen die Möglichkeiten im Unterricht eingeräumt werden, die der kulturellen Bedeutung der Sprache angemessen sind. Wir brauchen eine Pflicht für alle Schüler, sich mit dem Niederdeutschen zu beschäftigen und mit obligatorischen Unterrichtsstunden auch Grundbegriffe des Niederdeutschen zu erlernen.

 

Der Plattdeutsche Rat hat Gespräche mit dem Rektorat der Uni Flensburg bezüglich einer Niederdeutsch-Professur eingeleitet. Er unterstützt die bilingualen Bestrebungen in den Kindergärten unter Einbeziehung des Niederdeutschen. Für den Bereich der Schulen fordert er das Bildungsministerium auf, für die Umsetzung des Niederdeutsch-Erlasses aus dem Jahre 1992 verstärkt Rechnung zu tragen.

 

Plattdeutscher Rat für Schleswig-Holstein

Dr. Willy Diercks

Sprecher

 

Molfsee, 04.02.2008/sch - Internet: www.heimatbund.de  

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