„Keerlke-Preis 2008“ an Cornelia Nath aus
Aurich
Der
Keerlke-Preis, mit dem der Verein Oostfreeske Taal jedes Jahr Personen oder
Institutionen auszeichnet, die sich besondere Verdienste um den Erhalt und die
Förderung der ostfriesischen Regionalsprache erworben haben, geht in 2008 an
Cornelia Nath aus Aurich.
Der
Ostfriesen-Oscar, wie der „Keerlke“ auch liebevoll genannt wird, wurde am
Freitagabend im Ständesaal der Ostfriesischen Landschaft durch die
Vereinsvorsitzende Antje Gronewold an die Preisträgerin verliehen. Die Laudatio
hielt der Erste Vorsitzende der Ostfriesischen Volkstheater e.V., Jakob Janshen
aus Oldersum. Musikalisch umrahmt wurde der Festakt mit Welthits up Platt von
Jürn Cornelius.
Cornelia
Nath, seit 20 Jahren Leiterin des Plattdütskbüros bei der Ostfriesischen
Landschaft, erhielt die Auszeichnung für ihr langjähriges Wirken als Lobbyistin
der plattdeutschen Sprache. Als anfangs nur hochdeutsch sprechende
Wissenschaftlerin hat es sie nach Ostfriesland verschlagen, das ihr sehr schnell
und nachhaltig als perfekte Plattsprecherin zur zweiten Heimat geworden ist.
In
vorbildlich strukturierter Form hat sie die Ostfriesen dazu ermuntert, ihr
kulturelles Erbe zu pflegen und zu bewahren, und sie hat ihnen manche Anstöße
zur phantasievollen Auseinandersetzung mit der sprachlichen Realität des Alltags
geliefert. Insbesondere mit den von ihr initiierten Modellversuchen und
Projekten (z.B. Tweesprakig Kinnergaarns, Plattdütsk bi d’ Arbeid, Plattdütsk in
Kinnermund) hat sie manchen Beleg dafür geliefert, dass sie breiter gedacht und
gehandelt hat, als viele das für nötig hielten. Kraft ihrer Talente ist es ihr
immer gelungen, andere Menschen für ihre Positionen einzunehmen und dafür zu
gewinnen, die plattdeutsche Sprache nicht nur zu erhalten, sondern sie auch
zukunftsfähig zu machen. Dadurch hat sie den Ostfriesen das sprachliche
Selbstbewusstsein wiedergegeben.
Was
Cornelia Nath im Kern ausmacht, jenseits ihres Amtes, das ist ihre
Beharrlichkeit, die sich auch durch mancherlei Kritik nicht beirren lässt, und
ihr oft kämpferisches Eintreten nicht allein für die plattdeutsche Sprache,
sondern für die Regional- oder Minderheitensprachen insgesamt. So ist es alles
andere als Zufall, dass Cornelia Nath in allen wichtigen nationalen und
internationalen Institutionen und Gremien vertreten ist, z. B. als Vorsitzende
der Fachgruppe Niederdeutsch im Niedersächsischen Heimatbund und als Mitglied im
Bundesrat für Niederdeutsch. Sie hat Niederdeutsch auch im internationalen
Kontext bekannt gemacht und war Vorstandsmitglied beim Europäischen Büro für
weniger verbreitete Sprachen mit Sitz in Dublin. Es gibt kaum ein Symposium,
eine Richtlinie oder Vereinbarung zur Sprachbegegnung oder Sprachförderung, an
der sie nicht mitgewirkt hat. Neben allen übergeordneten Verpflichtungen hat sie
die Bodenhaftung nicht verloren und ist tief verwurzelt in der plattdeutschen
Szene Ostfrieslands; sei es bei den ostfriesischen Autoren, den ostfriesischen
Volkstheatern, im Verein Oostfreeske Taal, bei Radio Ostfriesland, als Leiterin
von Sprachkursen oder als Zeitungskolumnistin.
Dies alles
war und ist ohne den Einsatz auch außerhalb der Dienstzeiten nicht zu leisten.
Sich in dieser vielfältigen Form für die ostfriesische Regionalsprache
einzusetzen, ist nur eine Person zu leisten imstande, die sich voll damit
identifiziert und dafür eine Berufung hat. „Se is oostfreesker as mennig
Oostfrees sülvst“, so hat Johannes Diekhoff, der Ehrenvorsitzende von
Oostfreeske Taal, sie neulich treffend beschrieben.
(Oostfreeske Taal - www.oostfreeske-taal.de)
Foto: Bundesrat für Niederdeutsch
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