31.01.2009 - (9006) Plattdeutsch im Bundestag
 
              PLATTNET-Nachrichten - 31.01.2009 

 

   

 

Plattdeutsch im Bundestag

 

(ins/pn) Ungewohnte Töne beherrschten am Donnerstag den Sitzungssaal des Deutschen Bundestags. Nach vier Jahren stand erstmals wieder eine Debatte zur Situation der einheimischen kleinen Sprachen auf der Tagesordnung. „Das Parlament dokumentiert damit den Stellenwert, den es der Politik für die bedrohten Sprachen im eigenen Land einräumt“, betont Reinhard Goltz, Sprecher des Bundesraat för Nedderdüütsch.

Vor zehn Jahren trat Deutschland der Europäischen Charta der Regional- oder Minderheitensprachen bei. Friesisch, Niederdeutsch, Sorbisch, Dänisch und die Sprache der Sinti und Roma stehen seither unter Schutz. Nun wollten die Abgeordneten Bilanz ziehen und sich über Perspektiven für die Zukunft verständigen. Über alle Fraktionsgrenzen hinweg steht die akute Gefährdung dieser Sprachen außer Frage.

Die Abgeordneten Wolfgang Börnsen (CDU) und Karin Evers-Meyer (SPD) zeigten, dass ernsthafte politische Argumente auch auf Platt ausgetauscht werden können.

So lobte in seinem Redebeitrag Wolfgang Börnsen, dass der Deutsche Bundestag vor 10 Jahren mit seiner Zustimmung zur Europäischen Sprachencharta den deutschen Sprachminderheiten Anerkennung, Schutz und Förderung zugesagt hat. Gleichzeitig bedauerte er, dass von den 47 Ländern, die dem Europarat angehören, bisher lediglich 23 der Charta zugestimmt haben. Immerhin seien 70 „kleine“ Sprache Europas in ihrem Bestand bedroht.

Das gelte auch für die Minderheitensprachen und die Regionalsprache Niederdeutsch in Deutschland, obwohl das Land sie unter Schutz gestellt und damit ihre Förderung versprochen habe.

Börnsen: „Auch sie sind in ihrem Bestand existenziell gefährdet, wenn ja - wenn se in de Kinnergoorn, de Schooln oder to Huus in de Familie nich mehr snackt warrn, - wenn se bi de Lehrerutbildung, in’t Radio, in de Kieckkist un de Presse nich mehr vörkaam’n deit.“

Besonders im Hinblick auf das Plattdeutsche wies der Abgeordnete aus Schleswig-Holstein darauf hin, dass das Europäische Kontrollgremium zur Umsetzung der Sprachencharta mehr Engagement in den Bereichen Bildung, Verwaltung, Medien und im Sozialbereich (Altenbetreuung) einfordere. „Sprache ist Identität, ist der Schlüssel zum Weltverstehen. Mehrsprachigkeit ist das Gebot der Stunde, das ist europäisch gehandelt.“

Börnsen weiter: „Der Deutsche Bundestag unterstreicht heute mit dieser Debatte sein Bekenntnis zur Sprachenvielfalt. Er anerkennt damit das Bemühen Tausender von Bürgern und Verbänden für den Sprachenerhalt und er erwartet, dass die Erwartungen zur Zukunft unsrer Lokalsprachen umgesetzt werden.“

Grundlage der Debatte war ein Antrag, der die Regierungen des Bundes und der Länder zu einem verstärkten Engagement für die Minderheitensprachen und die Regionalsprache Niederdeutsch auffordert: http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/16/117/1611773.pdf 

Der Antrag fand die Zustimmung des Deutschen Bundestages.

 

(PLATTNET-Nachricht)

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