Plattdeutsch im
Bundestag
(ins/pn)
Ungewohnte Töne beherrschten am Donnerstag den Sitzungssaal des Deutschen
Bundestags. Nach vier Jahren stand erstmals wieder eine Debatte zur Situation
der einheimischen kleinen Sprachen auf der Tagesordnung. „Das Parlament
dokumentiert damit den Stellenwert, den es der Politik für die bedrohten
Sprachen im eigenen Land einräumt“, betont Reinhard Goltz, Sprecher des
Bundesraat för Nedderdüütsch.
Vor zehn
Jahren trat Deutschland der Europäischen Charta der Regional- oder
Minderheitensprachen bei. Friesisch, Niederdeutsch, Sorbisch, Dänisch und die
Sprache der Sinti und Roma stehen seither unter Schutz. Nun wollten die
Abgeordneten Bilanz ziehen und sich über Perspektiven für die Zukunft verständigen. Über alle Fraktionsgrenzen hinweg steht die akute
Gefährdung dieser Sprachen außer Frage.
Die
Abgeordneten Wolfgang Börnsen (CDU) und Karin Evers-Meyer (SPD) zeigten, dass
ernsthafte politische Argumente auch auf Platt ausgetauscht werden
können.
So lobte in seinem Redebeitrag Wolfgang
Börnsen, dass der Deutsche Bundestag vor 10 Jahren mit seiner Zustimmung zur
Europäischen Sprachencharta den deutschen Sprachminderheiten Anerkennung, Schutz
und Förderung zugesagt hat. Gleichzeitig bedauerte er, dass von den 47 Ländern,
die dem Europarat angehören, bisher lediglich 23 der Charta zugestimmt haben.
Immerhin seien 70 „kleine“ Sprache Europas in ihrem Bestand bedroht.
Das gelte
auch für die Minderheitensprachen und die Regionalsprache Niederdeutsch in
Deutschland, obwohl das Land sie unter Schutz gestellt und damit ihre Förderung
versprochen habe.
Börnsen:
„Auch sie sind in ihrem Bestand existenziell gefährdet, wenn ja - wenn se in de
Kinnergoorn, de Schooln oder to Huus in de Familie nich mehr snackt warrn, -
wenn se bi de Lehrerutbildung, in’t Radio, in de Kieckkist un de Presse nich
mehr vörkaam’n deit.“
Besonders
im Hinblick auf das Plattdeutsche wies der Abgeordnete aus Schleswig-Holstein
darauf hin, dass das Europäische Kontrollgremium zur Umsetzung der
Sprachencharta mehr Engagement in den Bereichen Bildung, Verwaltung, Medien und
im Sozialbereich (Altenbetreuung) einfordere. „Sprache ist Identität, ist der
Schlüssel zum Weltverstehen. Mehrsprachigkeit ist das Gebot der Stunde, das ist
europäisch gehandelt.“
Börnsen weiter: „Der Deutsche Bundestag unterstreicht heute mit dieser Debatte sein Bekenntnis zur Sprachenvielfalt. Er anerkennt damit das Bemühen Tausender von Bürgern und Verbänden für den Sprachenerhalt und er erwartet, dass die Erwartungen zur Zukunft unsrer Lokalsprachen umgesetzt werden.“
Grundlage der Debatte war ein Antrag, der die Regierungen des Bundes und der Länder zu einem verstärkten Engagement für die Minderheitensprachen und die Regionalsprache Niederdeutsch auffordert: http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/16/117/1611773.pdf
Der Antrag fand die Zustimmung des Deutschen Bundestages.
(PLATTNET-Nachricht)
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