03.09.2012 - (12066) Trauer um Irmgard Harder
                    PLATTNET-Nachrichten  03.09.2012

 

    Irmgard Harder, Mitbegründerin der Sendereihe "Hör mal 'n beten to", am Mikrofon © NDR / Susanne Obst    

 

Trauer um Irmgard Harder

 

(NDR) Irmgard Harder, eine der bekanntesten und erfolgreichsten Autorinnen in niederdeutscher Sprache, ist tot. Sie starb in der Nacht zum Montag im Alter von 90 Jahren. Harder prägte die plattdeutschen Sendungen des NDR entscheidend mit. Sie war über Jahrzehnte die einzige Frau in der plattdeutschen Sendereihe "Hör mal‘n beten to" - und das seit dem Start 1956. Damals arbeitete Irmgard Harder als Sprecherin im neu gegründeten NDR Studio Flensburg. In den 60er-Jahren war Irmgard Harder ins NDR Landesfunkhaus Kiel gewechselt und mit der Gründung der NDR 1 Welle Nord entstand die von ihr initiierte Heimatredaktion, die sie bis zu ihrer Pensionierung 1984 leitete.

Geboren wurde Irmgard Harder 1922 in Hamburg. Ihr Vater war damals ein ranghoher Polizist. Nach dem Zweiten Weltkrieg war nichts vom ihrem Elternhaus übrig geblieben. In den Trümmern von Hamburg hatte sie sich mit ihrem kleinen Kind durchgeschlagen, abends in Lokalen aus dem Bauchladen Zigaretten verkauft. Sie wollte zum Theater, bekam ein Engagement am Ohnsorg-Theater und lernte dort Plattdeutsch. Zum Rundfunk kam sie durch ihre Sprechweise mit starkem Ausdruck und klangvoller Stimme.

Sie schrieb über moderne Themen, bewies Humor, Charme und Scharfsinn. Aus ihren Texten entstanden zahlreiche Bücher. In öffentlichen Lesungen und im Radio konnte sie ihr Publikum begeistern. Im Jahr 1985 erhielt sie den Fritz-Reuter-Preis der Stiftung FVS für ihre eigenen Texte, aber auch für ihren Einsatz für Plattdeutsch als ernstzunehmende Sprache mit einer eigenen Kultur und einer eigenen Literatur.

Der Schleswig-Holsteinische Heimatbund ehrte sie mit seiner Lornsen-Kette. Die Stadt Kappeln sprach ihr den Niederdeutschen Literaturpreis zu. Zweimal war Irmgard Harder verheiratet. Seit dem Tod ihres zweiten Mannes, dem Volkskundler Paul Selk, lebte sie allein. Sie war aber verbunden mit einem großen Freundeskreis. Sie liebte die Literatur und die klassische Musik, war vielseitig interessiert und hatte nie aufgehört zu schreiben. Bis ins hohe Alter bewahrte sie sich die drei Eigenschaften, die sie so erfolgreich gemacht hatten: Humor, Charme und Scharfsinn.

(NDR Landesfunkhaus Schleswig-Holstein / Niederdeutschredaktion - Foto: Susanne Obst, NDR)

Text, weitere Informationen und Audiobeiträge: http://www.ndr.de/wellenord/nachruf133.html

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