02.07.2013 - (13068) Bökertipp: "Lange Nachten ünner de Sünn" von Reimer Bull

 

 

 

Reimer Bull

Lange Nachten ünner de Sünn

 

(pn) Im Herbst 2012 ist Reimer Bull gestorben. An seine unnachahmliche Art zu erzählen und vorzutragen werden wir uns lange erinnern, seine Bücher bleiben der Nachwelt erhalten. Ein letztes Werk ist nach seinem Tod im Frühjahr dieses Jahres erschienen.

Reimer Bull erzählt darin von Lauritz Thomsen, der sich auf den Weg in die polare Einsamkeit gemacht hat, der eine Hütte auf den Lofoten bezogen hat, - nicht nur, um die nordische Landschaft zur Zeit der Mitternachtssonne zu genießen, sondern um die Abgeschiedenheit dafür zu nutzen, über sein Leben nachzudenken. Er versucht, „de Knüttens in sien Leven optopulen“. „Lauritz is 73, siet acht Johr pensioneert, is Philosophielehrer an de Hochschool ween un will weten: Wat weer, wat blifft, wat is verschütt gahn? Wat schall noch kamen? Wat is oolt? Is he oolt?“ Er weiß, dass er alt geworden ist - hat er das bisher nicht bemerkt? Da ist die Krankheit, die er in sich trägt. Er denkt an die Menschen, denen er im Leben begegnet ist, an die Frauen, die ihn begleitet und verlassen haben. Ein Leben, das von Skeptizismus geprägt war und ist, das ihn in den langen Nächten des Nordens nicht zur Ruhe kommen lässt. Eine unbestimmte Sehnsucht treibt ihn um - im Norden bleiben oder nach Hause zurückkehren? Ilse oder Grüü? - „Geiht mi de Luft ut? Warr ik mööd un matt? Ik föhl mi nich so.“ - Was an alledem ist autobiografisch?

Zum letzten Mal ein beeindruckendes Buch des Meisters, der die Gefühle seiner Leser lenkt: nachdenklich, leidend bis zur Sentimentalität, dann wieder heiter beschwingt und ironisch. Ein letztes Buch für die Freunde des tiefgründigen Reimer Bull.

(Volker Holm)

 

Reimer Bull

Lange Nachten ünner de Sünn

Quickborn-Verlag, Hamburg 2013

ISBN 978-3-87651-378-2

10,80 Euro

 

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