PLATTNET-Nachricht  -  12.12.2015

                        "Snackt mehr platt mit jun Kinner"

Professor Dr. h.c. mult. Els Oksaar  †

Am 9. Dezember 2015 verstarb in Hamburg die Linguistin Els Oksaar im Alter von 89 Jahren. Die Professorin für Allgemeine und Vergleichende Sprachwissenschaft hatte Anfang der 90er Jahre wichtige Impulse für die niederdeutsche Sprachpolitik vor allem im Bildungssektor gegeben. In Vorträgen überall in Norddeutschland warb sie für die positiven Effekte früher Mehrsprachigkeit bei Vorschul- und Grundschulkindern. Besonders geeignet erschien ihr dabei die Kombination aus Standard- und Regionalsprache. Für die Zweisprachigkeit Hochdeutsch-Niederdeutsch aus psycho-, sozio- und pädolinguistischer Sicht entwickelte sie folgende Leitsätze:

Wissenschaftliche Forschungen der letzten 100 Jahre haben gezeigt, warum frühe Mehrsprachigkeit für ein Kind nützlich ist:

- sie begünstigt das analytische Denken des Kindes. Dadurch hat sie eine positive Einwirkung auf seinen Dialekt;

- sie gibt dem Kind eine nuanciertere Auffassung von der Welt;

- sie erleichtert den Erwerb von weiteren Sprachen.

Els Oksaars Thesen und Argumentationen im Hinblick auf den niederdeutschen Spracherwerb bei Kindern wurden 1992 veröffentlicht in der Schrift „Mehrsprachigkeit bei Kindern - eine Chance, kein Hindernis“, herausgegeben von der Arbeitsgrupp Nedderdüütsch för Sleswig-Holsteen.

Auch wenn die Sprachwissenschaft inzwischen differenzierte Erkenntnisse von den sprachsoziologischen Zusammenhängen im Kleinkindalter gewonnen hat, so hat sich dennoch die allgemeine Erkenntnis durchgesetzt, dass Mehrsprachigkeit ein Gewinn für die Entwicklung der Kinder darstellt.

Els Oksaar wurde 1926 in Pernau/Estland geboren. Seit 1967 gehörte sie der Universität Hamburg an. Ihre zentralen Arbeitsgebiete waren Mehrsprachigkeitsforschung und interkulturelle Kommunikation, Psycho-, Sozio- und Pädolinguistik. Ihre international anerkannten Forschungen wurden mit zahlreichen Ehrungen gewürdigt.

Weitere Informationen: siehe Wikipedia  

(Volker Holm, PLATTNET.de - Foto: Estonian Academy of Sciences)