05.11.2021 - (21108) Trauer um Dr. Claus Schuppenhauer (1938-2021)

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Trauer um Dr. Claus Schuppenhauer (1938-2021)

 

(pn) Bereits am 23. Oktober 2021 verstarb Dr. Claus Schuppenhauer, Gründungsmitglied und langjähriger Geschäftsführer des Instituts für niederdeutsche Sprache in Bremen. Geboren am 4.3.1938 und aufgewachsen in Lübeck studierte Claus Schuppenhauer nach dem Abitur 1958 Germanistik und Anglistik in Hamburg und München. Er war Mitarbeiter der Niederdeutsch-Philologen Prof. Niekerken und Prof. Goossens, zuletzt in Münster, von wo aus er an das INS nach Bremen wechselte.

Zusammen mit Dr. Wolfgang Lindow begann er als Geschäftsführer Anfang 1974 im Bremer Schnoorviertel mit der Arbeit beim Institut für niederdeutsche Sprache. Das war bereits 1972 als Verein gegründet worden und hatte etliche Monate intensiver Beratungen und Verhandlungen mit den geldgebenden Bundesländern hinter sich. Zusammen mit E. Schmidt-Auffurth als Geschäftsstellenleiter und W. Roeder als Sekretärin startete man schnell mit wichtigen Projekten, wozu eine umfangreiche Dokumentation und Materialsammlung gehörten, aber auch die Bereitstellung von Arbeitsmaterialien und Informationen sowie eine intensive Öffentlichkeitsarbeit. Dabei setzten die beiden passionierten Pfeifengenießer das alte Haus im Schnoor gehörig unter Dampf...

Mitgestaltend wirkte er mit, den dornigen Weg der Aufnahme des Niederdeutschen in die „Europäische Charta der Regional- und Minderheitensprachen“ zu ebnen, Konzeption, Begründung, Vorgehensweise und Auswirkungen der Antragstellung derart zu bedenken und zu vermitteln, dass die zahlreichen Skeptiker und Widerständler überzeugt werden konnten.

Einen Namen gemacht hat sich Claus Schuppenhauer vor allem als Literaturwissenschaftler. Neben zahlreichen maßgeblichen Publikationen, an denen er beteiligt war, bleiben besonders in Erinnerung: „Lexikon niederdeutscher Autoren“, „Niederdeutsch – heute“, „Niederdeutsch gestern. Eine Sprache in Pro und Contra I-III“, „Plattdeutsche Klassiker 1850-1950“. Regelmäßig beteiligte er sich an Fachsymposien oder organisierte diese, z. B. zu klassischen Autoren wie Klaus Groth, Fritz Reuter, Hermann Claudius oder John Brinckmann, um einige zu nennen. Dabei unterhielt er frühzeitig intensive Kontakte zu Kolleginnen und Kollegen in der ehemaligen DDR, was ihm die Aufmerksamkeit auch der dortigen Staatssicherheit einbrachte. Nach der Wiedervereinigung 1990 war es ihm ein großes Anliegen, diese Kontakte zu intensivieren und zu vertiefen. So war er jahrelang Mitglied im Niederdeutsch-Beirat des Landes Mecklenburg-Vorpommern.

Einer der vom Institut für niederdeutsche Sprache besonders intensiv betriebenen Arbeitsbereiche war der der Förderung des Niederdeutschunterrichts in der Schule. Hier war er ein gefragter Berater, begleitete unter anderem sachkundig die Schülerlesewettbewerbe in verschiedenen Bundesländern und wirkte bei der Erarbeitung mehrerer niederdeutscher Schulbuchprojekte mit. Auch als zeitweiliger Übersetzer und Sprecher der niederdeutschen Nachrichten bei Radio Bremen wurde er bekannt, dabei legte er von Anfang an Wert auf eine ernsthafte Ausgestaltung dieses Genres.

Den niederdeutschen Kulturbetrieb und seine Akteure beobachte Claus Schuppenhauer stets mit großer Skepsis und sparte nicht mit Kritik, wo er dies für erforderlich hielt.

2003 endete seine Dienstzeit beim Institut für niederdeutsche Sprache. Anschließend blieb er noch einige Jahre für die Kultureinrichtung „Stiftung Herzogtum Lauenburg“ und das „Plattdeutschforum Kreis Herzogtum Lauenburg“ beratend tätig, bevor er sich aus gesundheitlichen Gründen von der Öffentlichkeit zurückzog. Sein Zuhause war die Gemeinde Rondeshagen im Kreis Herzogtum Lauenburg in der Nähe von Lübeck, wo er viele Jahre lang in der Kommunalpolitik mitgewirkt hatte, und von wo aus er auch während seiner Dienstzeit beim INS unermüdlich nach Bremen als Pendler unterwegs gewesen war. 

Claus Schuppenhauer wurde 83 Jahre alt.

(Volker Holm) – Foto: Stiftung Herzogtum Lauenburg, 2010

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