PLATTNET-Nachricht – 26.11.2021
100 Jahre Plattdütsch Späldäl to Stralsund –
Geburtstagsfeier mit der NDR Plappermoehl
von Rainer Schobeß
„Theater is keen Spälerie“ – so lautet ein Motto der Plattdütsch Späldäl. Ihr zweiter Wahlspruch: „Wir warten nicht bis die Leute ins Theater kommen, wir fahren zu ihnen hin“.
Ahrenshoop und Altefähr, Gansebith und Griebenow, Samtens auf Rügen, Vitte auf Hiddensee oder Usedom auf Usedom – überall in Vorpommern haben die Maaten der Bühne schon gespielt. Ihre erste Vorstellung gab die Plattdütsch Späldäl am 3.Dezember 1921 im damals neuen Stralsunder Theater. Den 100. Geburtstag hat die niederdeutsche Bühne jetzt mit der Plappermoehl gefeiert. Aufgezeichnet wurde die plattdütsche Talkshow in der urigen Hafenkneipe „Zum Goldenen Anker“.
Geschnackt wird über das aktuelle Stück. Im Jubiläumsjahr haben die Maaten der Späldäl bei einer Produktion der Theaterwerft Greifswald die plattdeutschen Rollen übernommen: „Stundl am Meer“ spielt 1929 während der Weltwirtschaftskrise. Die Ostsee war leergefischt, die Freester Fischer konnten nichts mehr verdienen. Der zuständige Landrat hatte die rettende Idee: Sie könnten doch Teppiche knüpfen. Deshalb kam der Wiener Teppichmacher Rudolf Stundl nach Freest, um die Fischer davon zu überzeugen.
Stundl spricht natürlich Wienerisch, die Freester Fischer schnacken Platt. Einen von ihnen stellt Christian Peplow dar, der künstlerische Leiter der Späldäl. Im Stück wird die Geschichte der berühmten Freester Fischerteppiche erzählt. Und die Geschichte wiederholt sich, meint Peplow in der Plappermoehl. Vor einer der ersten Aufführungen von „Stundl am Meer“ seien neue Fangquoten für die Ostseefischer beschlossen worden. Die Reaktion des damaligen Landeswirtschaftsministers Harry Glawe: Man müsse sich neue Erwerbsquellen für die Fischer überlegen.
Die Theaterwerft Greifswald ist neue Partnerin der Plattdütsch Späldäl. Mit dem Theater in Stralsund gibt es schon seit vielen Jahren eine Kooperation: Die Maaten können Fundus und Requisiten nutzen und bei Aufführungen im Haus auch die Bühnentechnik.
In früheren Jahren fuhr die Späldäl vor allem zu Abstechern in Kulturhäuser und Dorfkrüge. Hans Barnewitz erzählt in der Plappermoehl von einem denkwürdigen Auftritt zu DDR-Zeiten in Groß Lüsewitz. Der Lkw, der die Kulissen für das Stück „Den´n Düwel siene Schwester“ transportieren sollte, war kaputt gegangen und daher nicht angekommen. Deshalb wurde nun das Publikum aufgefordert, Tische, Stühle und Kleinmöbel von zu Hause zu holen, damit die Aufführung über die Bühne gehen konnte.
Fehlten nur die Kulissenwände, und darum erklärte der damalige Bühnenleiter Karl Peplow den Zuschauern: Hier ist das Wohnzimmer, und dort müssen Sie sich die Tür zur Küche vorstellen. Der Bürgermeister habe daraufhin gesagt: „In düsse Tieden moeten wi uns ganz väl vörstellen. Un denn koennen wi dat ok noch“.
Nach der friedlichen Revolution ergaben sich ganz neue Möglichkeiten, an Requisiten heranzukommen. Davon berichtet Antje Emmerich in der Plappermoehl. Im Stück „Un denn keem Kurt“ sollte sie die Rolle der Puffmutter übernehmen. Dafür ging sie auf Einkaufstour in einen Sex-Shop. Als sie mit Dessous und Erotik-Spielzeug nach Hause kam, habe ihr Mann sie nur gefragt: „Wat hest Du denn dor köfft? Wat wist Du dormit, hest Du Probleme“?
Eine ganz besondere Rolle bei der Plattdütsch Späldäl hat Antje Pietsch übernommen. Sie ist zuständig für die Requisite und kann blitzschnell beim Umkleiden helfen. Außerdem hilft sie als Tauseggersch zuverlässig bei Texthängern. Sie wünscht sich, dass die Späldäl noch viele Jahre bestehen bleibt. Die niederdeutsche Bühne in Stralsund will darüber hinaus junge Maaten gewinnen, so Christian Peplow am Moehlendisch: „Dormit ok de nächste Generation seggt: `Plattdütsches Theater dat is wat, dat will ick ok maken`“.
Die Plappermoehl aus Stralsund im Radio:
Sa., 27.11.2021, 19.05 – 20.00 Uhr bei NDR 1 Radio MV
So., 05.12.2021, 20.05 – 21.00 Uhr bei NDR 1 Radio MV
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